Zukunftsdialog 2018

Enger Ökologischer Kragen

Diskussion und Dokumentation - Auf dem Zukunftsdialog Agrar & Ernährung 2018 in Berlin tauschen Vertreter der verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen Positionen aus.
Foto: jst
Diskussion und Dokumentation - Auf dem Zukunftsdialog Agrar & Ernährung 2018 in Berlin tauschen Vertreter der verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen Positionen aus.

Die deutsche Landwirtschaftspolitik steht am Scheideweg. Ökologische Themen gewinnen an Brisanz. Das wird einer Agrarwende-Stimmung Vorschub leisten. Das sagte zumindest Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Politikressorts von Die ZEIT, am Vorabend des „Zukunftsdialogs Agrar & Ernährung 2018“ in Berlin.

Warum setzt ein großes Publikumsmedium wie Die ZEIT verstärkt auf Themen aus den Bereichen Agrar und Ernährung? Das wollte Dr. Angela Werner, Chefredakteurin der agrarzeitung (az), bei einem Schlagabtausch während des Vorabend-Empfangs zum „5. Zukunftsdialogs Agrar & Ernährung“ am Montag in Berlin, von ZEIT-Politikchef Bernd Ulrich wissen. Dieser vertritt die Ansicht, dass Landwirtschaft und Ernährung für die Welt existenzielle Herausforderungen seien. Der Zukunftsdialog, den agarzeitung (az) und DIE ZEIT dieses Jahr zum fünften Mal gemeinsam veranstalten, bietet Politikern, Fach- und Publikumsjournalisten, Nicht-Regierungsorganisationen sowie Wirtschaftsvertretern eine Plattform, um richtungsweisende und kontroverse Themen zu diskutieren. Und vor allem Vertretern der konventionellen Agrarwirtschaft brennt die Frage unter den Nägeln, warum sie in den klassischen Publikumsmedien ein aus ihrer Wahrnehmung zunehmend breites und kritisches Echo findet.

Weg vom „Klima-Fokus“

Zukunftsdialog Agrar & Ernährung 2018

Unter dem Motto „Willkommen im Jahr 2025: Perspektiven der Nahrungsmittelproduktion“ steht der „Zukunftsdialog Agrar & Ernährung“ von agrarzeitung (az) und DIE ZEIT in diesem Jahr. Die neuesten Gastronomie-Trends zwischen Genuss und Gewissen, Kreislaufwirtschaft als Leitbild für die Agrarpolitik und die digitale Revolution auf dem Acker und im Stall sind einige Themen, die hochkarätige Referenten aus Agrarwirtschaft und –wissenschaft, Politik und NGO an diesem Dienstag in den Bolle-Festsälen in Berlin diskutieren werden. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) wird eine Keynote zum Thema „Zukunft der Agrarpolitik: Landwirtschaft zwischen Globalisierung und Regionalisierung“ halten. 

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ZEIT-Politikchef Ulrich sieht einen Grund darin, dass aus ökologischer Sicht kritische Fragen an Brisanz gewinnen. Zwar mache Bundeskanzlerin Merkel in diversen Regierungskoalitionen eine scheinbar „grüne“ Politik. Doch unter diesem „Kokon“ seien ökologische Probleme, die die Landwirtschaft berühren, drängender und vielfältiger geworden. Von der „Klimafrage“, die lange Zeit viel Aufmerksamkeit der Berichterstattung auf sich gezogen habe, habe sich der Fokus vermehrt auf Landwirtschafts- und Ernährungsthemen gerichtet.

Die Initialzündung, die Landwirtschaft vermehrt in den vorderen Teil der Zeitung zu den Aufmacher-Nachrichten zu holen, habe das Thema Insektensterben gesetzt, führte Ulrich auf Anfrage der agrarzeitung (az) aus. Im Herbst 2017, als auch die „Krefelder Studie“ zum dramatischen Rückgang der Fluginsekten-Biomasse Furore machte, habe die ZEIT dieses Thema schließlich auf die Titelseite gehoben, so der Ressortleiter weiter. Mit beachtlicher und überwiegend positiver Resonanz aus der Leserschaft.

Bundespolitik weicht Grundsatzfragen aus

Zukunftsdialog 2018: Über den Dächern von Berlin


Ulrich als Journalist eines großen Publikumsmediums sieht für die Zukunft der deutschen Agrarpolitik die Tendenz, dass „der ökologische Kragen enger wird“, also die Gefährdung natürlicher Ressourcen brisanter wird. In diesem Spannungsfeld sieht er die Bundesagrarpolitik quasi am Scheideweg, wie im weiteren Gespräch mit az-Chefredakteurin Werner deutlich wurde. Entweder die Agrarpolitik werde angesichts des zunehmenden gesellschaftlichen Drucks zur Veränderung zur „Wende-Politik“, oder aber die Kritiker der konventionellen Landwirtschaft würden zunehmend als "Moralisierer" diffamiert, spitzte Ulrich zu.

Überhaupt sieht der führende ZEIT-Journalist sowohl im Bundesumwelt- als auch im Bundesagrarressort die Tendenz, „polarisierenden Fragen“ rund um die Landwirtschaft auszuweichen. Die Grundsatzfrage, wieso man Tiere zu Ernährungszwecken töte, dürfe nicht gestellt werden, so Ulrich.




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