Hochkarätige Panels vor vollem Haus: der erfolgreiche Zukunftsdialog 2023 in Berlin.
Rund 300 Teilnehmer und mehr als ein Dutzend Referenten diskutierten beim von der agrarzeitung veranstalteten „Zukunftsdialog Agrar und Ernährung 2023“ (ZDAE), wie die Transformation in Landwirtschaft und Lebensmittelbranche gelingen kann.
Und dann war er gleich wieder weg: Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, ließ sich um kurz vor zehn Uhr vorfahren. Hielt eine Keynote, schüttelte zwei, drei Hände und musste wieder weiter. Doch bis dahin machte er in seiner Keynote seine aktuelle Sicht der Dinge deutlich: Einmal mehr warb er für einen Brückenschlag: Er plädierte für „ein Zusammenspiel von noch nachhaltiger wirtschaftenden konventionellen und noch erfolgreicher arbeitenden ökologischen Betrieben, denn auch dort gibt es natürlich Verbesserungspotenzial“.
Rund 300 Teilnehmer aus allen Bereichen der AgriFood-Branche und allen Regionen der Republik waren nach Berlin gekommen, um über die größte Wende in der Lebensmittelbranche der letzten 50 Jahre zu sprechen und – vor allem – auch zuzuhören. Denn beinahe täglich erreichen uns auch in diesem Jahr wieder Meldungen über neue Trockenrekorde in Spanien und Frankreich, über Waldbrände in Kanada. Erzeugerpreise schnellen ruckartig nach oben und nach unten. Betriebsmittel sind kaum noch zu kalkulieren.
Mehr Gefahren und Risiken
Der Klimawandel und die fragile globale Sicherheitslage sind zu den größten unternehmerischen Risiken für die AgriFood-Branche geworden, zur Gefahr für die Welternährung und – seien wir ehrlich – auch für unseren Wohlstand.
Dass Lösungen für diese immer stärker miteinander verflochtenen Probleme entwickelt und umgesetzt werden müssen, darüber waren sich alle Rednerinnen und Redner einig. Auch dass es sich lohnt, über einzelne Ansätze zu diskutieren und dass dabei die erste Idee nicht immer die beste sein muss.
Neue Allianzen
In dieser Stimmung entstehen neue Allianzen. Etwa die zwischen DLG und NABU. So plädierten DLG-Präsident Hubertus Paetow und NABU-Chef Jörg Krüger für ein gemeinsames Konzept zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln. Oder zwischen BASF und Bosch, die gemeinsam Lösungen für Spot Spraying serien- und marktreif machten. Und schließlich Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), die in der Panel-Diskussion dem Deutschen Bauernverband mehr Zusammenarbeit anbot.
MEHR DAZU
Zukunftsdialog 2023
Özdemir für mehr Grautöne
Der grüne Landwirtschaftsminister wünscht sich auf dem Zukunftsdialog Agrar und Ernährung der agrarzeitung mehr differenzierte Diskussionen im agrarpolitischen Diskurs.
Von der Bühne in der Alten Münze ging eine Stimmung des Anpackens aus. Vorbei, so scheint‘s, die Zeit des Zögerns und Verzögerns. Und auch die Erkenntnis, dass uns weder Greenwashing noch Symbolpolitik einen Schritt weiterbringen.
Nur einmal wurde der Kongress kontrovers, als Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), wegen seiner Kritik an der Tierhaltungskennzeichnung angegriffen wurde. Sie sei doch ein deutlicher Fortschritt.
Vor allem sei die Schaffung funktionierender, resilienter Agrarsysteme besonders mit Blick auf globale Krisen essenziell. Zentrale Herausforderungen umfassen auch die Sicherung unserer Ernährung und die Schonung unserer Ressourcen. Dafür brauchen wir ein Bündel an Maßnahmen. Dazu zählen auch stärkere Forschungsinnovationen, Technologieoffenheit und eine effiziente Nutzung von Flächen. Sowohl Biodiversitäts- und Klimaschutz als auch der Anbau von Rohstoffen für eine hierzulande zunehmend pflanzenbasierte Ernährung sollten hierzu fester Bestandteil sein. Unsere Gäste auf dem Podium waren sich einig, dass es dafür einen offenen Dialog zwischen allen Beteiligten braucht – um Expertise zu bündeln und zügig umzusetzen.
Schade, dass hier die Einwände des Praktikers nicht wiedergegeben wurden.