Hamlet Protein und
Euroduna begrüßten am 22. Oktober 25 Teilnehmer beim diesjährigen “Feed Your Brain” Seminar in Bramsche. Sowohl Veranstalter, Teilnehmer und Referenten befolgten strengstens die COVID-19 Vorschriften, und das Seminar konnte somit planungsgemäß durchgeführt werden. Für die Moderation war, wie in den vorherigen Jahren, Dr. Heinz Roling, Herocon Unternehmensberatung, zuständig.
Günther Dubberke, Swine Nutritionist Deutschland/Benelux, Hamlet Protein, gab Anregungen, über eine Ferkelfütterung nur mit HP 300 als einzige Eiweißkomponente
nachzudenken. Besondere Beachtung fand der unterschiedliche Gehalt an ß-Conglycinin
in den verschiedenen Sojaprodukten, die am Markt angeboten werden. Auch Beispielrezepturen wurden mit den Kollegen diskutiert. Zum Schluss wurde noch das neue Hamlet Protein Produkt HP FiberStart besprochen. HP FiberStart wurde als sehr interessant sowohl für Geflügel als auch für Ferkel oder als Trägerstoff für diverse Vormischungen von den Teilnehmern eingestuft.
Dr. Detlef Kampf, Fachgebietsleiter Tierernährung, DLG, hat den Bogen zwischen einer sich wandelnden Nachfrage nach sowie den sich ändernden Anforderungen an Lebensmittel gespannt und dabei verdeutlicht, dass dies im Spannungsfeld des politischen und gesellschaftlichen Anspruchs an Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz, der Produktion
von Lebens und Futtermitteln sowie Bio Energie vor dem Hintergrund eine weiter wachsenden Weltbevölkerung geschieht. In diesem Kontext wurde auch der mögliche Ersatz von Soja durch heimische Proteinpflanzen und alternative Proteinquellen diskutiert. Begleitend teilte er mit, dass 80 bis 90% der weltweit jährlich wachsenden landwirtschaftlichen Biomasse in der Humanernährung nicht direkt nutzbar ist. Dass diese aber beispielsweise von Wiederkäuern gefressen und in menschliche Nahrung umgewandelt werden kann, untermauert deren Bedeutung in der zukünftigen Nutztierhaltung. Dies gilt gleichermaßen für die Nutzung von Nebenprodukten, die bei der Herstellung von Lebensmitteln oder Bioethanol anfallen und über den zweiten Verwertungsweg sinnvoll und effizient in Lebensmittel tierischen Ursprungs umgewandelt werden können.
Wissenschaftlichen Berechnungen zufolge standen 1970 weltweit pro Person 0,38 ha landwirtschaftliche Nutzfläche zur Verfügung. Dies wird sich bis 2050 auf 0,15 ha pro Person reduzieren, wodurch die Notwendigkeit einer effizienten, nachhaltigen Landwirtschaft nochmals unterstrichen wird. Hier stellen Flächenschwund durch Bebauung, Verzicht auf die Nutzung von Schlachtnebenprodukten in der Tierernährung und ein wissenschaftlich unbegründeter Verzicht auf Gentechnik in der Nahrungsmittelproduktion weitere Risiken zur Absicherung der Ernährung der Weltbevölkerung dar. Hinsichtlich der alternativen Eiweißquellen müssen die einheimische Leguminosen vor allem beim Proteinertrag je ha noch deutlich zulegen. Dazu sind vor allem züchterische Fortschritte unabdingbar, um der Negativspirale weiter abnehmender Wettbewerbsfähigkeit heimischer Eiweißpflanzen entgegenzuwirken. Andere Produkte wie Insektenprotein sind kurzfristig ebenso nicht in Sicht, überdies sind diese als direkte Nahrungskonkurrenz zum Menschen zu sehen und infolge der doppelten Transformationsrate derzeit wirtschaftlich nicht durchsetzungsfähig.
Robert Pottgüter, Nutritionist, Lohmann Breeders, hat die Zuhörer an seinen reichhaltigen Erfahrungen in der Legehennen- und Geflügelfütterung im Allgemeinen teilhaben lassen. Die Aufzucht der Junghenne erfordert die gleichen Ansprüche an Futterqualität wie diese bereits für die Ferkel ausgeführt wurden, betonte er. Ein gesunder Darm der Henne reduziert das Risiko von Kannibalismus (Federpicken) der Tiere. Die Zeitspanne zwischen Fütterungs- oder Haltungsfehlern (Wasser, Ventilation) und dem Auftreten von Kannibalismus beträgt nur wenige Stunden. Ein hoch aktuelles Thema in der Geflügelfütterung ist die Rohfaser (Menge, Art). Lignozellulose 0,6-0,8% on Top wirken bereits Wunder.
Dr. Albert Hortmann-Scholten, Unternehmensbereichsleiter Betrieb, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hat die Konsequenzen der ASP und der politischen Maßregelungen der
Ferkelerzeuger und Schweinemäster aufgezeigt. Die ersten 9 Monate dieses Jahres waren sehr, sehr ertragreich für die Schweinehalter. Das hat sich mit dem ASP Fall in Brandenburg schlagartig geändert. Der größte Exportmarkt China war schlagartig zu. Das Zusammentreffen von Covid 19 und des Wegfalls der Exporte nach China haben alle positiven Erwartungen der Schweinehalter zunichte gemacht. Derzeit stauen sich ca. 530.000 schlachtreife Schweine (Stand 21. 10. 2020) in deutschen Ställen.
Der Ausblick von Dr. Hortmann Scholten für die deutschen Schweinehalter war unter dem Einfluß politischer Maßnahmen zum Tierschutz nicht rosig. Auflagen bei der Kastration der männlichen Ferkel, Rauhfutterangebot auf allen Stufen der Produktion und ein vergrößertes Platzangebot pro Sau bei unveränderten Gebäudeanlagen, führt automatisch zu einer Verringerung der Sauenzahl. Weitere Kernsätze des Vortrages sind:
- 26,2 Mio. Schweine profitieren von der Tierwohlmaßnahme - das sind 25 % der in Deutschland erzeugten Mastschweine.
- Es wird keinen radikalen Wandel in der Struktur des Schlachthofsektors geben.
- Die regionale Vermarktung kann an Bedeutung gewinnen, wird aber eine Nische bleiben.
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