Die Nettorentabilität der deutschen Schweinehalter beispielsweise in Nordrhein-Westfalen ist zum Vorjahr um 80 Prozent eingebrochen.
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Die Nettorentabilität der deutschen Schweinehalter beispielsweise in Nordrhein-Westfalen ist zum Vorjahr um 80 Prozent eingebrochen.
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Durch Corona und ASP haben sich die Betriebsergebnisse der deutschen Schweineproduzenten im Wirtschaftsjahr 2020/21 dramatisch verschlechtert. Britische Erzeuger haben dagegen von der boomenden Nachfrage Chinas profitiert.

Die Gewinne der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Deutschland sind im Wirtschaftsjahr 2020/21 im Durchschnitt aller Höfe und Regionen im Vorjahresvergleich empfindlich gesunken, wobei insbesondere Veredelungsbetriebe dramatische Einkommens- und Eigenkapitalverluste hinnehmen mussten. Das berichtete der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) in Berlin mit Verweis auf eine erste Auswertung von Buchführungsdaten.

Katastrophale Nettorentabilität

Dem Verband zufolge wirkte sich die Corona-Pandemie im Veredelungssektor drastisch aus. Während bei Rindfleisch und Milch ein knappes Angebot immerhin für stabile bis leicht zulegende Preise gesorgt habe, seien die Notierungen bei den Schweinen völlig eingebrochen. Nach Angaben des VLK fiel der Schweinepreis zum Jahreswechsel 2020/21 auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Eine deutlich sinkende Nachfrage habe ebenfalls zu dramatischen Einbrüchen bei den Ferkelpreisen geführt.
 
In der Folge sei die Nettorentabilität der Schweinehalter beispielsweise in Nordrhein-Westfalen zum Vorjahr um katastrophale 80 Prozent eingebrochen. So konnten laut den Berechnungen des VLK im Berichtszeitraum nicht einmal 30 Prozent der eingesetzten Faktoren Arbeit, Boden und Kapital noch vergütet werden.
 

Deutliche Eigenkapitalverluste

Unterm Strich mussten im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr nach Angaben des Verbandes alle landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe nennenswerte Eigenkapitalverluste verkraften und sahen sich mit großen Liquiditätsproblemen konfrontiert. Unter Rentabilitätskriterien sei in keiner Hauptspezialisierungsform in der konventionellen Landwirtschaft ein befriedigendes Ergebnis erzielt worden. Im Durchschnitt aller Betriebsformen und über alle Regionen hinweg gesehen hätten die Gewinne nachgegeben.

Auch die Ackerbauern haben laut VLK Federn gelassen. Sie verzeichneten erneut leicht unterdurchschnittliche Erträge bei Getreide und konnten zudem oft nicht von steigenden Preisen profitieren, da schon viel Ware zu niedrigeren Preisen gebunden war. Auch bei Zuckerrüben und Kartoffeln habe sich ein ähnliches Bild geboten. Lediglich beim Raps hätten die Erzeuger oft von höheren Erträgen und anziehenden Preisen profitieren können.

Schlechte Aussichten für 2022

Der Verband geht davon aus, dass auch die Einkommenssituation im aktuellen Wirtschaftsjahr 2021/22 die landwirtschaftlichen Betriebe beziehungsweise bäuerlichen Familien vor weitere große Herausforderungen stellen wird. Der noch nicht absehbare Verlauf der Corona-Pandemie sowie das zeitgleiche Auftreten der Afrikanischen Schweinpest (ASP) und der Geflügelpest dürften nach der Analyse der Landwirtschaftskammern für übergreifend schlechte Rahmenbedingungen bei fehlenden Perspektiven sorgen.

Britische Farmer erzielen höhere Einkommen

Die britischen Landwirte sind durch das „Corona-Jahr“ 2020 offenbar besser gekommen als zunächst angenommen worden war. Vor allem mit Getreide und Schweinen ist Geld verdient worden. Gemäß der aktuellen Schätzung des britischen Landwirtschaftsministeriums (Defra) belief sich das Einkommen der Farmer im Ende Februar zu Ende gegangenen Finanzjahr 2020/21 über alle Produktionsausrichtungen hinweg auf durchschnittlich 51.900 £ (60.941 €). Verglichen mit 46.000 £ (54.013 €) im Jahr zuvor entspricht das einem Plus von 12,8 Prozent.


Die auf Getreide spezialisierten Ackerbauern verzeichneten laut Defra ein überdurchschnittliches Einkommensplus von 14,2 Prozent auf 71.700 £ (84.190 €). Dagegen mussten die der Kategorie „Ackerbau allgemein“ zugeordneten Betriebe im Mittel einen Rückgang ihrer Einkommen um 20,7 Prozent auf 66.900 £ (78.554 €) hinnehmen. Grund waren die niedrigeren Raps- und Zuckerrübenerträge.

Schweinehalter verbuchen großes Plus

Die Geflügelhalter im Vereinigten Königreich verbuchten ebenfalls einen Rückgang ihrer Einkommen, und zwar um 11,6 Prozent auf 77.700 £ (91.235 €) im Schnitt. Die Schweinehalter konnten demgegenüber ihre Einkommen 2020/21 noch deutlich steigern, und zwar um 27,3 Prozent auf 48.000 £ (56.362 €). Maßgeblich dafür waren die damals noch boomende Schweinefleischnachfrage Chinas und die daraus resultierenden hohen Schweinepreise. Die Einkommen der britischen Milchviehhalter verbesserten sich im Berichtsjahr gegenüber 2019/20 um 9,1 Prozent auf durchschnittlich 92.500 £ (108.614 €).  Weidetierhalter im Flachland konnten ihr Einkommen im Mittel zwar nahezu verdoppeln; mit 18.400 £ (21.605 €) fällt dieses aber dennoch relativ bescheiden aus. AgE

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