Prof. Elena Kashtanova, Hochschule Anhalt/Bernburg: Modernes Agrarmanagement ist gefragter denn je. Die Marktpreise sind sehr instabil, die Handelsflüsse verändern sich durch diverse, auch handelspolitische Beschränkungen. Gesucht werden demzufolge Kompetenzen für Produktions-, Kosten- und Risikomanagement. Die umweltverträgliche Agrarproduktion fordert Veränderungen in der Kosten- und Produktionsstruktur sowie Verständnis über ökologische Zusammenhänge. Zu erwarten ist auch ein verstärkter Einsatz digitaler Technologien in der Pflanzen- und Tierproduktion. Die Erfahrungen mit Sensortechnik, GPS-gestützter Maschinensteuerung und Fernerkundung werden zunehmend zur Voraussetzung für die Einstellung im Agrarunternehmen. Ein deutlicher Zuwachs an Studierenden in berufsbegleitenden Studiengängen in der Landwirtschaft und im Agrarmanagement bestätigt die klare Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung in dieser Branche. Lebenslanges Lernen wird durch neue Erfahrungen der Hochschulen in der Online-Lehre unterstützt. (Hochschule Anhalt)
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Johannes Wagenbach, Land schafft Verbindung Hessen: Die Zukunftskommission ist aus unserer Sicht eine große Chance für die deutsche Landwirtschaft. Hier sind viele unterschiedliche Organisationen vertreten, die in den nächsten Wochen und Monaten hoffentlich Lösungen erarbeiten, die Umwelt- und Klimaschutz, Tierwohl sowie die Bedürfnisse von Gesellschaft und auch Landwirten ausreichend berücksichtigen. Unser Motto ist ‚Gemeinsam sind wir stark‘ – und das beinhaltet natürlich nicht nur die gemeinsamen Demonstrationen, sondern insbesondere einen möglichst breit gefächerten Dialog mit allen Beteiligten. Dann wird es auch Ergebnisse geben, die von allen mitgetragen werden können. Die Zukunftskommission Landwirtschaft ist ein wichtiger Baustein zur nachhaltigen Gestaltung einer regionalen Landwirtschaft.
(Privat)
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Detlef Kurreck, UFOP: Durch den Brexit geht der europäischen Agrarwirtschaft natürlich ein wichtiger Marktpartner verloren. Allerdings spielt das Vereinigte Königreich für die Versorgung der Ölmühlen, verglichen mit Frankreich oder der Ukraine, praktisch keine Rolle. Auch 2021 werden deutsche Ölmühlen etwa 9 Mio. t Rapssaat verarbeiten, davon mindestens 2 Mio. t Rapsöl zu Biodiesel. Der Markt zieht die Menge infolge der HG-Quote von 6 Prozent, die auch 2021 gilt. Zum Jahresausklang 2020 setzte ein Höhenflug bei den Rapskursen ein, getragen von gestiegenen Preisen für Rapsschrot und vor allem für Rapsöl. In den Wintermonaten muss EU-weit Rapsöl als Rohstoff für die Biodieselproduktion eingesetzt werden. Im laufenden Jahr wird der Biodieselabsatz möglicherweise 2,8 Mio. t erreichen. Diese Faktoren bestimmen die Perspektive, die das Marktgeschehen für die kommende Ernte und die Aussaat 2021 positiv beeinflussen werden. (UFOP)
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Oliver Bartelt, DMK Deutsches Milchkontor: Lebensmittel fallen nicht vom Himmel. Die Landwirte haben alles dafür getan, dass Nachschub vorhanden war. Die Krise hat den Veränderungsprozess mit enormem Schwung vorangetrieben. Mit gemeinsamer Kraft haben wir es geschafft, Lieferketten und Produktionswege aufrechtzu- erhalten. Trotz Distanzregeln war der Zusammenhalt stärker denn je, er funktioniert weit über die Landesgrenzen hinaus und hat der Krise dadurch ein Stück weit die Bedrohlichkeit genommen. Ein starkes ‚WIR‘ dient dazu, sich als Unternehmen neu zu (er)finden, sich für neue Märkte, Produkte und Formen der Zusammenarbeit zu öffnen. Nur so können wir im globalen und nationalen Wettbewerb mithalten. Genauso haben wir auch nach außen an einem neuen ‚WIR‘ gearbeitet. Die Milchbranche will mit einer gemeinsamen Stimme in der Branchenkommunikation, die 2021 an den Start geht, aktiv ihr gesellschaftliches Bild mitgestalten. (DMK)
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Dr. Carl-Stephan Schäfer, Bundesverband der Pflanzenzüchter: Die Nutzbarmachung von Innovationen aus der Pflanzenzüchtung ist essenziell für den Ackerbau. Dies spiegelt sich in den Konzepten zur Ackerbaustrategie und der Zukunftskommission Landwirtschaft wider, in die wir uns auch2021 intensiv einbringen werden. Die Maßnahmen zur Zukunft der Landwirtschaft dürfen sich dann nicht auf die Dauer einer Legislaturperiode beschränken. Um das Potenzial der Pflanzenzüchtung ausschöpfen zu können, müssen die Bedingungen kohärenter gestaltet und den Züchtern Planungssicherheit gegeben werden. Dazu zählen eine langfristigen Forschungsförderung, der freie Zugang zu genetischen Ressourcen und der adäquate Schutz des geistigen Eigentums. Zudem gilt es, ein breites Methodenspektrum inklusive neuer Verfahren des Genome Editings anwenden zu können. (BDP)
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Frank Bennewitz, Erzeugergemeinschaft „Qualitätsfleisch“, Taubenheim/Sachsen: Wir brauchen zeitnah eine angemessene Entschädigung von Corona-bedingten Einkommensverlusten, wenn Mastschweine aufgrund unverschuldet verspäteter Abnahme im Schlachtbetrieb übergewichtig sind und damit erhebliche Abschläge beim Preis vorgenommen wurden. Analog muss eine Regelung für die Ferkelerzeuger erarbeitet werden, wenn diese im Zuge des Schweine-Staus nicht mehr abgenommen werden. Die Bezahlung von übergewichtigen Schlachtschweinen hat mindestens zum Basispreis zu erfolgen. Schlachtkörper- und Fleischuntersuchung sind auch an Sonn- und Feiertagen abzusichern. Rahmenarbeitszeiten sowie zusätzliche Schichten an Sonn- und Feiertagen innerhalb des Schlachtbetriebs sind auszuweiten. Importierte Tiere, die nicht nach deutschen Tierschutzstandards erzeugt wurden, sind aus dem deutschen QS-System auszuschließen. (Privat)
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Dr. Horst Reinhard, Landwirtschaftliche Rentenbank: Angesichts der Coronakrise haben die Zentralbanken ihre Geldpolitik weiter gelockert. Das gegenwärtige Niedrigzinsniveau wird auf absehbare Zeit anhalten. Damit bleiben zumindest die Finanzierungskosten für Investitionen weiter günstig. Dagegen verursachen verschlechterte Rahmenbedingungen bei vielen Landwirten Sorgenfalten. Besonders betroffen sind gegenwärtig die Schweinehalter. Insgesamt steht die „Grüne Branche“ in den nächsten Jahren vor großen wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen. Mit dem „Investitionsprogramm Landwirtschaft“, mit dessen Durchführung der Bund uns beauftragt hat, werden wir mit Blick nach vorn Impulse setzen. Mit dem Programm werden wir Betriebe in der Landwirtschaft und im Gartenbau bei Investitionen in besonders umwelt- und klimaschonende Bewirtschaftungsweisen unterstützen. Das niedrige Zinsniveau hilft dabei!
(Rentenbank)
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Dr. Heike Harstick, Verband der Fleischwirtschaft: Die Corona-Infektionsschutzmaßnahmen werden das Wirtschaftsleben noch einige Zeit beeinflussen. Speziell für die Fleischwirtschaft sind zusätzlich die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, das neue Arbeitsschutzkontrollgesetz und die Weiterentwicklung des Tierwohls entscheidende Einflussgrößen. Hinsichtlich der ASP erwarten wir ein weiterhin konsequentes, wirkungsvolles und abgestimmtes Vorgehen von Bund und Ländern sowie der zuständigen Behörden vor Ort. Zur Erholung des Schweinemarkts müssen die Regionalisierungsverhandlungen der Bundesregierung, insbesondere mit asiatischen Ländern, zügig und erfolgreich abgeschlossen werden, damit der Export wieder möglich wird. Wir hoffen, dass der bald erhältliche Covid-19-Impfstoff und das Nachlassen der Pandemie in den nächsten Wochen zu einer dringenden Erholung des Fleischabsatzes führen werden. Von der Politik wünschen wir uns mehr Realitätsnähe und besonnene Entscheidungen, die nicht nur eine Zeitgeistklientel bedienen, sondern auch einen nachhaltigen Staatshaushalt im Blick haben. (VDF)
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Brigitte Schwalen, AgroBrain: Mit Blick auf 2021 ist mit weiterhin hohem Personalbedarf im Agrarsektor zu rechnen. Die Weltbevölkerung steigt stetig an und will ernährt sein. Hier liegt die Chance für Start-ups, Berufseinsteiger sowie Fach- und Führungskräfte. Es ist zu erkennen, dass die Bewerber proaktiv angesprochen, beraten und geführt werden wollen. Die Unternehmen müssen eine noch schnellere ‚Reisegeschwindigkeit‘ aufnehmen, um den passenden Bewerber zu matchen. Der Weg zum Bewerber geht nicht nur über die sozialen Netzwerke oder Stellenanzeigen; der Weg geht über das Headhunting. (AgroBrain)
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Karin Artzt-Steinbrink, Upländer Bauernmolkerei: Im zu Ende gehenden Jahr stiegen die abgesetzten Mengen an Bio-Milchprodukten. Damit rechnen wir auch mit Blick auf 2021, Bio- und regionale Produkte werden vielen Menschen immer wichtiger. Dieser Trend wird durch die Corona-Pandemie deutlich verstärkt. Die Entwicklung im Frühjahr und jetzt im Herbst ist für diese Einschätzung ein wichtiger Indikator. Das ist natürlich auch abhängig von der weiteren Entwicklung mit dem Coronavirus. Die anhaltende positive Umsatzentwicklung bei Bio-Milch führt derzeit zu einer Verknappung der Mengen. Zusätzlich hatte die extreme Trockenheit im dritten Jahr in Folge eine geringere Anlieferung von Milch in vielen Regionen zur Folge – auch in unserem Erfassungsgebiet. Die Bio-Milchmengen werden im kommenden Jahr knapper werden, das führt hoffentlich auch zu höheren Milchpreisen im Handel und für die Landwirte.
(Privat)
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Maximilian von Löbbecke, 365FarmNet: Für das neue Jahr erwarte ich steigenden Druck zu mehr Effizienz und niedrigeren Produktionskosten, während Forderungen nach mehr ökologischer Landwirtschaft immer lauter werden. Gleichzeitig drücken internationale Nahrungskonzerne mit günstigen Produkten in den Markt. Unsere Betriebe werden in diesem Spannungsfeld von Wettbewerbsfähigkeit und Selbstbestimmung zerrieben. Steigende Regularien schmälern Erträge und wirken sich negativ auf die Motivation von Mitarbeitern und Betriebsnachfolgern aus. Ohne diese Motivation sieht es düster aus für den Erhalt familiengeführter landwirtschaftlicher Betriebe. Die Digitalisierung von vor- und nachgelagerten Sektoren wird sich beschleunigen, also dem Handel von Betriebsmitteln und Erntegut. Neue Geschäftsmodelle rund um Prozessketten mit dem Ziel Produktionskostenreduktion werden ebenso an Bedeutung gewinnen wie Werkzeuge zur Entscheidungsfindung bei Pflanzenschutz und Düngung inklusive der Beachtung staatlicher Auflagen. (365FarmNet)
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Dr. Simone Peter, Bundesverband Erneuerbare Energie: Das zentrale Thema des kommenden Jahres wird die Überwindung der Coronakrise bleiben, die unter wirtschaftlichem Aspekt weitere Konjunkturimpulse für Zukunftsinvestitionen braucht. Hier haben sich gerade erneuerbare Energien im Jahr 2020 als global krisenresilient erwiesen und sollten breit als Konjunktur- und Jobmotor genutzt werden. Zudem kommt der Klimaschutz im Kontext der Bundestagswahl sowie von sechs Landtagswahlen verstärkt ins Spiel. Das neue Jahr wird außerdem zeigen: Waren die Neuerungen der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG, wirkungsvoll – oder muss bereits Anlauf für eine neue Novelle genommen werden? Zudem werden auf EU-Ebene im Rahmen des Green Deal wichtige energiepolitische Weichen gestellt, die mehr Ambitionen für den Ausbau der Erneuerbaren in Europa bringen müssen. (BEE)
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Robert Habeck, Bündnis 90/Die Grünen: 2021 wird ein entscheidendes Jahr für die Landwirtschaft in Deutschland und der EU. Auf beiden Ebenen werden die politischen Maßgaben für die nächsten Jahre beschlossen. Für mich ist klar: Die neue Gemeinsame Agrarpolitik, kurz GAP, muss zum europäischen Green Deal, dem zentralen klimapolitischen Meilenstein der EU, passen. Sie darf nicht einreißen, was der Green Deal aufbaut. Daher wäre es das Beste, bei der Reform noch einmal grundsätzlich anzusetzen. Damit die Landwirtinnen und Landwirte endlich ökonomisch attraktive Alternativen zum Prinzip von ‚Wachse oder weiche‘ erhalten, braucht es das klare Signal: Man kann mit Umwelt- und Klimaschutz sowie Tiergerechtigkeit Geld verdienen. Dafür müssten die Weichen neu gestellt werden: weg von der Flächenförderung, hin zu einer Gemeinwohlprämie. Sie sollte schon in der Übergangsphase die Möglichkeit bieten, Bonuszahlungen für Leistungen in puncto Umwelt, Klima und Tiergerechtigkeit zu erhalten. Mindestens gilt: Die Farm-to-Fork- und auch die Biodiversitätsstrategie müssen sich in der Ausrichtung der GAP wiederfinden. (Frank Peter)