Treibhausgas-Kompensation

ClimatePartner verabschiedet sich vom „Klimaneutral“-Label

Klimaneutrales Fleisch? Die Zeit des "Klimaneutral"-Labels läuft ab.
Imago / Gottfried Czepluch
Klimaneutrales Fleisch? Die Zeit des "Klimaneutral"-Labels läuft ab.
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Es ziert Müsli-Verpackungen, Event-Locations, Naturkosmetik und unzählige Produkte mehr: Keine Klimaschutzkennzeichnung ist wohl bekannter als das „Klimaneutral“-Label der Münchener Beratung ClimatePartner. Diese überrascht nun mit einem Paukenschlag.

"Das Label 'klimaneutral' ist nicht zukunftsfähig", sagt ClimatePartner-Chef Moritz Lehmkuhl im Gespräch mit der Marketing-Zeitschrift „Horizont“. Darin kündigt er den Abschied von dem Label an. Ein Ersatz soll im April vorgestellt werden. Das künftige Label sollen nur noch Unternehmen erhalten, die nicht nur Emissionen kompensieren, sondern auch reduzieren.

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Hinter der Kompensation von Treibhausgasen steht der Ansatz, dass Firmen Klimaschutzprojekte finanziell unterstützen, die Emissionen mindern. Diese erzielten Minderungen werden mit den Emissionen des Unternehmens verrechnet. Auf dem Papier wird das Unternehmen so „klimaneutral“.

Im Prinzip können sich auf diese Weise auch Unternehmen, Waren oder Dienstleistungen als „klimaneutral“ schmücken, die nichts zur Reduktion ihrer Emissionen tun. Diese Praxis ist seit langem umstritten. Generell wird empfohlen, dass Unternehmen ihre Arbeit darauf fokussieren, Treibhausgase zu vermeiden und zu reduzieren. Nur unvermeidliche Emissionen sollen kompensiert werden.

Kritik an Treibhausgas-Kompensation angeblich nicht ausschlaggebend

In den vergangenen Wochen ist die Kompensation von Emissionen auch dadurch erneut erheblich in die Kritik geraten, dass Recherchen von Journalisten einmal mehr Mängel bei Klimaschutzprojekten gezeigt haben. Demnach waren die über Zertifikate an Firmen verkauften Emissionsminderungen geringer als angenommen.

Diese kritischen Berichte waren laut ClimatePartner-Chef Lehmkuhl allerdings nicht der Auslöser für den jetzt angekündigten Abschied vom „Klimaneutral“-Label. Demnach sollen die Arbeiten für ein neues Label bereits 2020 begonnen worden sein. „Im Laufe des Prozesses haben wir uns auch entschieden, den Begriff ‚klimaneutral‘ zu streichen.“

Neues Label soll strenger sein

Den Erfolg des Labels scheint Lehmkuhl nun mit einer Prise Skepsis zu sehen. „Plötzlich wollte jeder ein Label mit dem Begriff 'klimaneutral' haben“, so Lehmkuhl. „Es ist etwas zum Trend geworden.“ Jedoch habe das dazu beigetragen, dass Klimaschutz eine Sichtbarkeit bekommen habe und sich Unternehmen und Endkunden damit auseinandersetzten.

Mit dem künftigen Label will ClimatePartner nun offenbar strengere Maßstäbe an Unternehmen anlegen. „Viele haben Klimaschutz jetzt in ihrer Unternehmensstrategie verankert. Darum können wir jetzt dort ansetzen“, so Lehmkuhl. „Das neue Label wird viel mehr von Unternehmen fordern – aber die sind inzwischen so weit, dass wir das auch von ihnen verlangen können.“

Das neue Label soll das zur Voraussetzung machen, was schon länger als gute Praxis gilt. Es soll nur noch an Unternehmen gehen, die ihre Emissionen bestimmt, Minderungsziele gesetzt und Reduktionen erreicht haben. Auch Kompensation und Kommunikation gehören zu den Voraussetzungen. „Das heißt, wer dieses Label nutzen möchte, verpflichtet sich dazu, den Transformationsprozess im Unternehmen zu starten.“

Fachleute betonten Bedeutung von Klimaschutzprojekten

Einen Claim soll das neue Label nicht mehr enthalten. Stattdessen soll es auf eine Website verweisen, wo mehr Informationen über die Klimaschutzmaßnahmen hinterlegt sein sollen, die sich hinter einem Produkt oder einer Dienstleistung verbergen. Solche ergänzenden Informationen sind in den vergangenen Jahren durch Gerichtsurteile verpflichtend geworden. Die EU will mit ihrer Green Claims-Richtlinie für mehr Klarheit sorgen bei umweltbezogener Werbung.

Obwohl das Prinzip der Kompensation umstritten ist, so ist unter Fachleuten unumstritten, dass Klimaschutzprojekte benötigt werden, um Emissionen zu mindern. Solche Projekte reichen von der Wiedervernässung von Mooren als natürliche CO2-Senken über Baumpflanzprojekte und das Abschöpfen von Gasen auf Mülldeponien bis zum Austausch von Kohleherden durch solarbetriebene Herde. Die Qualität dieser Projekte soll durch Zertifizierer sichergestellt werden. Gleichwohl gibt es dabei laut Untersuchungen nicht unerhebliche Defizite.

ClimatePartner-Chef Lehmkuhl bezeichnet die Berichterstattung über die Mängel „als teils stark voreingenommen, tendenziös und auch polemisch“. Ein Skandal sei eben oft interessanter als die Wahrheit. „Und die Wahrheit ist: Es gibt auf diesem Gebiet nicht die eine Wahrheit.“ Stattdessen müsse die Wirkung von Klimaschutzprojekten differenziert betrachtet werden. „Es ist schade, wenn durch eine verkürzte, auf Sensation gepolte Aufbereitung viel kaputt gemacht wird.“

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