Klimafreundliche Mobilität

"Definieren Sie ein klares Ziel"

Thomas Krautscheid ist Mobilitätsforscher und Mitgründer der Mobilitätsagentur Okapi.
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Thomas Krautscheid ist Mobilitätsforscher und Mitgründer der Mobilitätsagentur Okapi.
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Die Mobilität der Beschäftigten kann sich erheblich auf die Klimabilanz eines Unternehmens auswirken. Wir haben mit dem Mobilitätsforscher- und berater Thomas Krautscheid über Versäumnisse, Ziele und Konflikte gesprochen.

agrarzeitung: Herr Krautscheid, während in anderen Bereichen große Fortschritte erzielt wurden bei der Reduktion von Treibhausgasen, lagen die Emissionen des Verkehrssektors 2019 immer noch auf dem Level von 1990. Warum tun wir uns so schwer, bei der Mobilität voranzukommen?

Thomas Krautscheid: Es sind unterschiedliche Gründe, die dazu geführt haben, dass wir deutlich hinter den Zielen zurückliegen. Ein Hauptgrund sind sicherlich die politischen Rahmenbedingungen und die damit verbundene kontraproduktive Lenkungswirkung im Bereich Verkehr. Als Beispiele seien hier nur die Dieselsubventionen und die bestehende Dienstwagenregelung genannt.

Speaker in der Green Transformation Masterclass

Thomas Krautscheid ist Mobilitätsberater und -forscher. Er leitet den Bereich Verkehr und Umwelt beim Forschungsinstitut Quotas in Hamburg und ist Mitgründer der Mobilitätsagentur Okapi. Seine Themenschwerpunkte sind Mobilitätsverhalten, betriebliches Mobilitätsmanagement, Klimaneutralität und nachhaltige Mobilität.

Am Dienstag, 25. Oktober, 11-12 Uhr, ist Thomas Krautscheid als Speaker in der digitalen Masterclass „Ideen für grüne Mobilität – Ohne Umwege zu einer besseren Treibhausgasbilanz“. Angeboten wird die Masterclass von GREEN.WORKS, der Initiative der dfv Mediengruppe für unternehmerischen Klimaschutz. Interessierte können sich hier anmelden.

agrarzeitung: Wie hoch ist der Anteil der Emissionen eines Unternehmens, die auf das Pendeln und die Dienstreisen der Beschäftigten entfallen?

Thomas Krautscheid: Das lässt sich pauschal schwer beantworten, da es im Einzelfall deutliche Unterschiede zwischen Produktions- und Dienstleistungsgewerbe gibt. Im Dienstleistungsgewerbe kann der Anteil, der auf Mobilität entfällt, auch den größten Anteil ausmachen. Nach Berechnungen des Umweltbundesamts machen die Arbeits- und Dienstwege 50 Prozent der CO2-Emissionen des Verkehrs aus.

agrarzeitung: Wie kann man als Unternehmen die Verkehrsemissionen der Beschäftigten eigentlich messen?

Thomas Krautscheid: Es besteht die Möglichkeit anhand von Befragungen die Pendelmobilität zu erfassen und die Emissionen zu berechnen. Bei eventuell bestehenden Fuhrparks werden die Fahrtenbücher ausgewertet und bei den Geschäftsreisen die Strecken mit den dazugehörigen Verkehrsmitteln in Bezug auf die Emissionen berechnet. Eine detaillierte Analyse bildet das Fundament für gezielte Maßnahmen im Sinne einer zukunftsfähigen Mobilität.

„Ja, die damit in der Regel verbundenen Änderungen führen teilweise zu Konflikten mit den Beschäftigten. Hierbei gilt es aber, die Chancen in den Vordergrund zu stellen“
Thomas Krautscheid, Mobilitätsforscher

agrarzeitung: Worauf kommt es an, wenn man sich schließlich entscheidet, das Thema Grüne Mobilität anzupacken?

Thomas Krautscheid: Nach unserer Erfahrung sind es drei Haupttreiber, die dazu führen, sich mit einer zukunftsorientierten Mobilität auseinanderzusetzen: Verantwortung, Kosten und eine bestehende oder anstehende Berichtspflicht. Definieren Sie also ein klares Ziel, zum Beispiel klimaneutrale Mobilität bis 2030, und überlegen Sie, was Sie an personellen, finanziellen und organisatorischen Ressourcen brauchen, um es zu erreichen.

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agrarzeitung: Trauen sich die Unternehmen an das Thema ran – oder ist die Angst groß, die Beschäftigten zu verärgern?

Thomas Krautscheid: Unser Eindruck ist, dass sich aus den oben genannten Gründen bereits viele auf den Weg machen. Wenn Sie als Unternehmen dann ein Ziel definiert haben, müssen Sie an das Thema ran. Ja, die damit in der Regel verbundenen (Verhaltens-)Änderungen führen teilweise zu Konflikten mit den Beschäftigten. Hierbei gilt es aber, die Chancen in den Vordergrund zu stellen und die Kommunikation mit den Beschäftigten zu suchen. Bestenfalls gelingt es in dem Prozess, mögliche Skeptikerinnen und Skeptiker als Unterstützung für das gemeinsame Ziel zu gewinnen.

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