Woher kommen die Haselnüsse? Der Verbraucher weiß nichts über die Hintergründe, wenn er in die Nussschokolade beißt, aber für den Hersteller kann das durchaus von Bedeutung sein – spätestens beim Preis für den Rohstoff: Italienische Haselnüsse sind beispielsweise mehr als 20 Prozent teurer als solche aus der Türkei – die Türkei stellt dafür drei Viertel der Weltproduktion. Noch etwas billiger sind Nüsse aus den USA, aus Georgien und Aserbaidschan. Die Süßwarenindustrie ist Hauptabnehmer – und für diese könnte auch angesichts der wachsenden Globalisierung bei steigendem Interesse an regionalen Erzeugnissen die Bestimmung der Herkunft der Nüsse interessant werden.

Für seine Masterarbeit „Geografische Herkunftsanalyse von Haselnüssen mittels 1H-NMR-Spektroskopie“ erhielt René Bachmann, derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg, auf dem Stiftungstag anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung in Bad Rothenfelde den mit 2.500 € dotierten Nachwuchspreis. Im Rahmen der Arbeit sollte zunächst ein geeignetes Extraktionsverfahren entwickelt werden, das den Durchsatz möglichst vieler Proben erlaubt und weitestgehend einfach gehalten ist, um später für die industrielle Anwendung weiterentwickelt zu werden. Anschließend sollten verschiedene Haselnussproben spektroskopisch untersucht und über eine Datenanalyse ausgewertet werden. Fazit der Arbeit: Das neue Verfahren funktioniert, die Proben aus Georgien konnten gut identifiziert werden, doch ausgerechnet die Werte für Nüsse aus der Türkei und Italien lagen zunächst zu dicht beieinander, um eine Unterscheidung möglich zu machen. Mit Hilfe eines aufwändigen mathematischen Verfahrens, der Diskriminanzanalyse, konnten letztlich alle Proben voneinander getrennt nachgewiesen werden, teilt die Stiftung mit.

Stipendiaten stellen Ergebnisse vor

Beim Stiftungstag wurden außerdem die Ergebnisse von drei Forschungsstipendien vorgestellt. Um Forschungsarbeiten in lebensmittelrelevanten Bereichen anzustoßen und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, hatte die Heinrich-Stockmeyer-Stiftung im Jahr 2014 drei Stipendien für je zwei Jahre vergeben. Nun stellten die beiden Stipendiatinnen und ein Stipendiat ihre Ergebnisse vor.

Peptide zeigen wie Milch verarbeitet wurde

Pasteurisiert oder H-Milch – wie stark wurde haltbare Milch erhitzt? Sevim Dalabasmaz identifizierte im Rahmen ihrer Doktorarbeit am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einen Satz Eiweißbausteine (Peptide), anhand derer sich auch bei der Lebensmittelkontrolle beispielsweise pasteurisierte und ultrahocherhitzte Milch unterscheiden lassen. Dalabasmaz zeigte, wie sich anhand von 13 Peptiden die traditionell pasteurisierte Milch, die länger haltbare (ESL) Milch, die ultrahocherhitzte (UHT) Milch oder die Sterilmilch unterscheiden lassen.

Arsenbelastung im Wasser senken

Wie bekommt man insbesondere in Entwicklungsländern Arsen und Keime gleichzeitig aus dem Wasser, um sauberes Trinkwasser bereitstellen zu können? Weltweit konsumieren mehr als hundert Millionen Menschen mit Arsen verseuchtes Wasser, bei dem die erlaubten Grenzwerte teilweise erheblich überschritten werden. Philipp Otter entwickelte für seine Promotion an der Technischen Universität Dresden eine Anlage, die nur mit elektrischem Strom ohne Zusatz von Chemikalien das Wasser sicher trinkbar macht.

Organischen Arsenverbindungen auf der Spur

Mit fettlöslichen Arsenverbindungen, sogenannten Arsenolipiden, beschäftigte sich Sandra Marie Müller in der Abteilung Lebensmittelchemie am Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Potsdam. Was für ein Risiko für den Menschen stellen organische Arsenverbindungen, insbesondere aus Meerestieren dar? Mit Modellsystemen aus den Gefäßzellen frisch geschlachteter Schweine fand sie heraus, dass insbesondere arsenhaltige Kohlenwasserstoffe schon in geringen Konzentrationen die Blut-Hirn-Schranke zusammenbrechen lassen. In ihrer Arbeit fand Frau Müller außerdem mehr darüber heraus, wie sich mit Hilfe von Zellkulturen, welche die Blut-Hirn-Schranke im Reagenzglas modellieren, Tierversuche ersetzen lassen.

Forschung für mehr Lebensmittelsicherheit

Mit ihren Förderprogrammen und Auszeichnungen will die gemeinnützige Heinrich-Stockmeyer-Stiftung Arbeiten mit besonderem Praxisbezug und anwendungsorientierte Forschung zur Erzielung von mehr Lebensmittelsicherheit fördern und damit zur Stärkung des Verbrauchervertrauens in die Qualität von Lebensmitteln beitragen. (az)

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