Die 30-jährige Agrarwissenschaftlerin Saskia Strutzke hat den Förderpreis der Agrarwirtschaft 2018, der mit 9.000 Euro dotiert ist, erhalten. Die junge Frau hat gemeinsam mit ihrem Partner ein Atemfrequenzgerät entwickelt, das deutlich intelligenter als handelsübliche ist.
az-Galaabend: Treffpunkt der Agrarbranche in Hannover
Um gestresste Tiere frühzeitig für Landwirte sichtbar zu machen, misst das Gerät neben der Atemfrequenz auch deren Atemverhalten. „Wenn das Atemverhalten stark abweicht, stimmt etwas nicht“, weiß die ehemalige Mitarbeiterin des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB), die sich nun voll und ganz auf ihr Projekt konzentrieren will. Darüber hinaus nimmt das System, das sie „Stalldetektiv“ nennt, Wieder-Kauraten und Lautäußerungen auf. Aus diesen Daten, erklärt die Erfinderin, lassen sich Rückschlüsse auf akute Stresssituationen ableiten. Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl die Wissenschaft voranbringen als auch Praktikern im Stall die Arbeit erleichtern. Gemeinsam haben sie, ihr Partner und das ATB bereits ein Patent angemeldet. „Ich und eine ehemalige Arbeitskollegin planen ein Start-up zu gründen. Außerdem wollen wir unseren Prototypen des Stalldetektivs zur Marktreife bringen. Für diese Ziele können wir das Preisgeld gut gebrauchen“, erläutert Strutzke ihre Pläne.
Strutzke konnte sich bei den Gästen des Gala-Abends der agrarzeitung, die erstmals in diesem Jahr über den Preisträger abstimmen durften, gegen Ines Ruschmeyer und Jonas Kiefer durchsetzen.
Die drei Favoriten, die zuvor von einer hochkarätig besetzten Jury aus den Bewerbungen für den Förderpreis der Agrarwirtschaft ausgewählt wurden, haben sich und ihr Projekt in einem „Elevator Pitch“ präsentiert.
Ines Ruschmeyer
Die 27-jährige Agrarwissenschaftlerin Ines Ruschmeyer hat vor drei Jahren während ihres Masterstudiums an der Hochschule Osnabrück die Kommunikationsberatung „HofConnect“ gegründet, um der Branche, die zuweilen mit Kritik zu kämpfen hat, entsprechendes Rüstzeug an die Hand zu geben. „Die Kommunikation und damit verbundene Skills nehmen eine immer wichtigere Rolle in der Landwirtschaft ein“, so Ruschmeyer, die ihren Studienschwerpunkt auf Medienkommunikation legte. Ruschmeyer bietet Workshops, Seminare und Vorträge an. Außerdem leitet und unterstützt sie als Projektmanagerin verschiedene Organisationen, darunter das Forum moderne Landwirtschaft und das Landvolk Niedersachsen.
Jonas Kiefer
Der 29-jährige Rechtswissenschaftler Dr. Jonas Kiefer, der derzeit sein Referendariat am Oberlandesgericht in Frankfurt am Main absolviert, hat eine Vision von einer Neuordnung und Vereinfachung der Gesetzeslage im Lebensmittelrecht. Während seiner Doktorarbeit hat Kiefer sich ausführlich mit dem Lebensmittelrecht auseinandergesetzt, das Schwachstellen offenbart. „Leidtragende dieser undurchsichtigen Gesetzeslage sind neben Verbrauchern auch Produzenten“, analysiert Kiefer. „Das ist fatal für die Branche. Eine Herkunftsangabe, der Verbraucher misstrauen, kann ihren Kennzeichenwert verlieren – und damit ihre Funktion als wichtiges Vermarktungsinstrument.“ Mehr Transparenz könne etwa durch eine Produktkategorisierung geschaffen werden, erklärt Kiefer. Bestimmten Produktgruppen könne so der jeweils wertbildende Abschnitt des Herstellungsprozesses zugeordnet werden. Als Beispiel für solche Abschnitte nennt er die Rohstoffgewinnung oder den Veredelungsweg.
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