
Was ist falsch an diesem Begriff, Wachsen, den ich schon mit der Muttermilch aufgesogen habe? Nichts, aber auch gar nichts! Flucht nach vorn ist die Devise. Koste es was es wolle, die Zinsen sind ja so niedrig! Wer billiger produziert als der Nachbar, hat die Nase vorn.
In unseren schnelllebigen Zeiten wird in den Medien gerne jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben. Der Blick für langfristige Themen ist dadurch getrübt. Das aktuelle Beispiel dazu liefert der Jubel über die ach so fortschrittlichen Iren. Per Referendum ist nun entschieden, dass Homosexuelle dort in ihrem Beziehungsleben Heterosexuellen rechtlich gleichgestellt werden. Ausgerechnet in dem Land, das uns als solide katholisch geprägt gilt, eine solche Entscheidung!
Verfolgt man Medienberichte, entsteht der Eindruck, alle Verbraucher kaufen nur noch regional erzeugte Bioprodukte. Und die selbstverständlich nur zur passenden Jahreszeit. In Restaurants - auch in der Autostadt - werden vegane Biospeisen serviert. Konventionell produziertes Fleisch dagegen kommt nirgendwo mehr auf die Teller. Aber sieht die Realität tatsächlich so aus?
Die ARD-Sendung Günther Jauch vom vergangenen Sonntag war zeitweise unverträgliche Kost. Der Moderator – und nicht nur er - wirkte verwirrt, in jedem Fall aber unvorbereitet. Renate Künast legte wieder einmal ihre alte und inzwischen wohl auch einzige Platte auf und rettete die Welt mit Bio. Dass CDU/CSU daran schuld sind, wenn deutsche Landwirte für den Weltmarkt produzieren müssen, konnte man von ihr zum x-ten Mal erfahren. Fakten, wie etwa der Hinweis auf den demographischen Wandel in Europa hätten in diesem Zusammenhang die Zuschauer zwar erleuchtet, die Stimmung jedoch zu sehr ernüchtert.
Ist das Bauern-Bashing ein neuer Volkssport? Bashing bedeutet übersetzt so viel wie „heftige, herabsetzende Kritik“ oder auch „öffentliche Beschimpfung“. Und die nimmt rund um landwirtschaftliche Themen und Personen immer weiter zu. Auch wenn einerseits Landwirte in offiziellen Umfragen immer noch ein vergleichsweises hohes Ansehen in der Bevölkerung genießen, werden in einigen Medien immer schärfere Geschütze aufgefahren.
Fragen zur richtigen Ernährung haben sich zu einem gesellschaftlichen Dauerthema entwickelt. Dabei geht es kaum noch um ernährungsphysiologische Aspekte – was ist gut, und was ist besser – sondern vielmehr um Fragen des Geschmacks, des Stils und um Trends, so auch in Wolfsburg.
Bayern, Berlin und jetzt Leipzig: Das sind die Stationen, die EU-Kommissar Phil Hogan nach knapp einem halben Jahr im Amt bisher in Deutschland besucht hat. Dabei dürfte ihm der gewaltige Unterschied in den Betriebsstrukturen nicht entgangen sein. Vielmehr treffen die Orte die Vielfalt, die Hogan in den 28 EU-Mitgliedsländern vorfindet. Diese Komplexität muss die EU-Agrarreform berücksichtigen. Kein Wunder, dass dabei die vor der Agrarreform versprochene Flexibilität der Maßnahmen verloren geht.
Der Selbstdarstellung sind im Zeitalter der Digitalisierung keine Grenzen mehr gesetzt. Parallel zur Industrie 4.0 scheint es einen Profilierungswahn 4.0 zu geben. Manche Zeitgenossen twittern, dass sie gerade in die U-Bahn zur Arbeit steigen (wichtige Information!) oder machen ihr Mittagessen per Food-Selfie via Instagram publik – um nur harmlose Beispiele des digitalen Exhibitionismus aufzuführen.
Geht es Ihnen auch so wie mir? Kaum schalten Sie den Fernseher an, sehen Sie mal wieder eine Koch-Show. Und zwar auf allen Kanälen, zu fast jeder Tageszeit. Im öffentlich-rechtlichen genauso wie auf den Privatsendern. Gleichzeitig kann man bei einem Marktforschungsunternehmen nachlesen, dass der durchschnittliche Deutsche für die Zubereitung seiner Mahlzeiten 29 Minuten am Tag verwendet. Damit liegen wir knapp hinter den Amerikanern. Die können es noch schneller, mit 27 Minuten. In 29 Minuten ist Kartoffel schälen schon drin. Sie wissen, was Kartoffeln sind? Das sind diese runden, braunen Erdfrüchte, die die Bauern aus der Erde holen…
Der Osterhase teilt das Schicksal mit der griechischen Haushaltssanierung: Nur wenige glauben daran. Allerdings gibt es auch erhebliche Unterschiede. Im Gegensatz zu den Griechen steht nämlich der gemeine Feldhase, Lepus Capensis, auf der „Roten Liste“ und droht in unseren Breiten auszusterben.
Nach viel zu langer Zeit wird endlich das unsägliche Quotensystem auf den Abfallhaufen agrargeschichtlicher Kuriositäten geworfen. Genau 31 Jahre hat die EU strikt festgelegt, welcher Landwirt wie viel produzieren darf. Wollte ein Bauer mehr Milch liefern, musste er sich von einem anderen Landwirt für viel Geld weitere Quotenanteile besorgen. Andernfalls drohten ihm Strafzahlungen. Mit anderen Worten: Damit ein Milchbauer überhaupt produktiv sein durfte, musste er erst einmal Geld bezahlen. Das System hat unter anderem Sofamelkern ein sorgenfreies Leben beschert. Sie sahen in der Quote eine attraktive Ausstiegsprämie. Andere sahen darin einen Vermögenstransfer vom fleißigen Unternehmer hin zum Faulpelz.
Wer zahlt schon gerne Steuern? Und über welches Thema lässt sich besser wettern als über die falsche Verwendung unserer Steuergelder? Das Wettern ist das Geschäftsmodell des Bundes der Steuerzahler Deutschlands (BdSt). Ein durchaus erfolgreiches Modell. Immerhin zählt der Verein nach eigenen Angaben mehr als 250.000 Mitglieder.
Daphne Huber-Wagner zur Agrarministerkonferenz
Ob er es nun wissen will oder nicht – der Käufer von Schweinefleisch bekommt demnächst auch Informationen über die Herkunft der Tiere. Aus den Etiketten von vorverpackter Ware gehen dann nicht mehr nur das Gewicht, die Art des Teilstücks oder die Verwendung von Zusatzstoffen hervor. Der Käufer bekommt zusätzlich ein „D,D“ oder auch mal ein „NL,D“ geboten. Manchmal wird er auch ein exotischeres „DK,DK“ auf dem Etikett finden.
Plötzlich und völlig überraschend endet am 1. April, nach 31 Jahren, die EU-Milchquotenregelung. Das Ende dieser Form sozialistischer Ordnungspolitik wurde zwar bereits vor Jahren beschlossen, aber offensichtlich waren zu viele Bauern mit ihren Lieblingsbeschäftigungen - also Quoten überliefern und Marktpartner beschimpfen - so in Anspruch genommen, dass sie vergaßen, dieses wichtige Datum im Kalender rot anzustreichen.
Dem Verbraucher die moderne Landwirtschaft kommunizieren – möglichst ohne Schnörkel und Idylle. Daran beißt sich die Agrarwirtschaft seit Jahren die Zähne aus. Verbände gründen einen Unterverband, der diese unliebsame Aufgabe übernehmen soll. Schweinemobile touren durch die Republik. Weder Kosten noch Mühen werden gespart, um der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit Gehör zu schaffen. Der riesige Resonanz ist bislang allerdings ausgeblieben. Nun zieht ein Bauer vom Niederrhein die mediale Aufmerksamkeit auf sich, von der manch einer in der Branche träumen mag – mit nichts weiter als einer Webseite, einem Facebook-Account und Publikumsbeschimpfung im besten Sinne: Bauer Willi ist auf dem besten Weg, viral zu werden.
Um das Amt des Ministers für Ernährung und Landwirtschaft auf der Ebene des Bundes bewirbt sich niemand. Das Amt ist zu besetzen, und dann wird eine Person benannt – so hat es sich in der jüngsten Vergangenheit verhalten. Für diese Person gibt es dann nur zwei Alternativen: annehmen und im politischen Geschäft bleiben, oder ablehnen und in der Versenkung verschwinden. Das war so, ist so und wird so bleiben, zumindest so lange das Ministerium existiert.
Jedes Jahr am 23. April versuchen deutsche Biersieder und solche die dafür gehalten werden wollen, mit einem Marketinggag auf ihr Produkt aufmerksam zu machen. Die Wirkung ist eher mäßig, denn der Bierverbrauch sinkt. Nichtsdestotrotz schickt sich die Branche schon heute an, im kommenden Jahr für einen längst Verblichenen den 500sten Geburtstag mit großem Pomp zu feiern.
Die Internationale Fruchthandelsmesse Fruit Logistica bietet alljährlich einen Anlass, über „den Verbraucher“ und seine Wünsche in der Zukunft zu fantasieren. Der Deutsche Kartoffelhandelsverband kann mit eigenen Initiativen und seiner neuen Marketinggesellschaft aufwarten.