Katja Bongardt zur Umstrukturierung der Berliner Universität
Ab dem 1. April 2014 (kein Scherz) gibt es in Berlin eine neue Fakultät. Die Einrichtung wird unter dem Namen Lebenswissenschaften firmieren und die Agrarwissenschaftler mit dem Institut für Psychologie, den Gartenbauern und den Biologen vereinigen. Die Fantasie sprudelt, wenn man sich das zukünftige Zusammenwirken vorstellt. Möglicherweise gibt es bald ein psychologisch betreutes Ackern, um endlich den Mechanismus des „Viel hilft viel" beim Betriebsmitteleinsatz auf dem Feld zu knacken. Vielleicht bekommen Tierschützer demnächst Therapien an die Hand, die ihnen unmissverständlich den Unterschied verdeutlichen zwischen dem, was Schweine und was Menschen schön finden. Denkbar auch, dass der Scherzkeks im Internet, der „agrarpsychologische Untersuchungen zur Wirkung von Konzeptkunst mit einem hohen Anteil an poetischen Elementen" auf das Wachstum von Tomaten anstellt, in Kürze einen Ruf erhält. Als letztes könnten die Psychologen immerhin Trost über den Verlust des Fakultätenstatus spenden.
Was auch immer zu der Entscheidung des Akademischen Senats geführt haben mag - eher das Modell Resterampe oder die Verständigung auf das gesamtuniversitär gesehen verträglichste Modell - ganz so neu ist die Idee nicht. Ab den 1970er-Jahren beispielsweise gab es an der Universität Hohenheim das Institut für Agrarsoziologie, Landwirtschaftliche Beratung und Angewandte Psychologie. Unter Leitung von Prof. Erna Hruschka wurde geforscht zur Erwachsenenbildung, zur Fachkommunikation, zum Informationsverhalten von Landwirten oder zu den methodischen Problemen bei der Verbraucherberatung. Das Institut gibt es nicht mehr. Die Themen bleiben.
Die Wissenschaft ist frei. Das steht so ähnlich im Grundgesetz. Und Universitäten ermöglichen Forschung. Ob das nun unter dem Titel „lebenswissenschaftlich" oder „landwirtschaftlich-gärtnerisch" passiert, kann doch egal sein. Entscheidend ist, was die Wissenschaftler vor Ort daraus machen. Sie können es als Chance sehen oder eben nicht.
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