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Stefanie Awater-Esper zu Frauen in landwirtschaftlichen Spitzenverbänden

Ein Jahr kann sich der Deutsche Bauernverband (DBV) jetzt darauf vorbereiten, dass in einem seiner Landesverbände endlich auch die Lebenswirklichkeit auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben, ganz gleich ob Familienbetrieb oder Agrargenossenschaft, Einzug erhält. Katharina Elwert wird ab August 2014 aus heutiger Sicht die erste Frau, die als Hauptgeschäftsführerin des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt einen führenden Posten innerhalb des DBV einnimmt.

Bisher hat es keine Frau in das Amt der Bauernpräsidentin oder der geschäftsführenden Spitzenkraft im DBV und seinen Landesorganisationen geschafft. In einigen wenigen Bundesländern finden sich Frauen auf Stellvertreterposten. Praktischerweise gab es bei Gleichstellungsfragen für den DBV ja immer schon den Landfrauenverband. Fein separiert nach Themengebieten kümmern sich die Männer um Agrarpolitik und die Frauen um Ernährungsfragen. Mit der wirklichen Arbeitsverteilung auf den Höfen hatte dies noch nie viel zu tun. Die Repräsentanz des Berufsstandes gehört bis heute in der Landwirtschaft zum großen Teil dem Mann.

Der Landfrauenverband hat wohl deshalb gerade eine Initiative gestartet, mit der er die landwirtschaftliche Unternehmerin des Jahres 2014 auszeichnen will. Der Verband gibt an, dass rund 25.000 Frauen landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland leiten, was einem Anteil unter den Betriebsleitern von 8 Prozent entspricht.

Bei den Studierenden der Agrarwissenschaften sind die Anteile von Frauen und Männern im Übrigen mindestens gleichauf. An der Uni Kiel schrieben sich im Wintersemester 2012/13 rund 55 Prozent Frauen für den Bachelorstudiengang Agrarwissenschaften ein. Die Zahl ist vergleichbar mit den anderen Agrarfakultäten in Deutschland. Seit Jahren bewegt sich das Geschlechterverhältnis in den Agrarwissenschaften auf einem Niveau von 50 zu 50.

Bei den Ausbildungszahlen zum Landwirt halten Frauen seit rund 10 Jahren Anteile zwischen 10 und 12 Prozent. Bei den Tierwirten sind es sogar um die 50 Prozent. Wo bleiben diese ganzen gut ausgebildeten Frauen auf der weiteren Karriereleiter?

Es hat bis zum Jahr 2013 dauern müssen, bis die ersten Frauen in die Entscheidungsebenen von einschlägigen landwirtschaftsnahen Verbänden eindringen konnten. Stephanie Franck ist im Frühling 2013 zur ersten Vorsitzenden des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) gewählt worden. In ihrer Antrittsrede verwies sie darauf, dass sie außerhalb des Landfrauenverbandes die erste Frau in einem Landwirtschaftsverband ist, die dieses Amt innehat. Auf der geschäftsführenden Ebene hat Brigitta Hüttche im Juli 2013 beim Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW) den Anfang gemacht.

Es geht nicht darum, dass eine Frau an der Spitze schick aussieht oder es auf Grund des öffentlichen Drucks gerade in Mode ist, Frauen zu benennen. Frauen hatten in der Landwirtschaft immer schon viel zu sagen. Sie hatten bisher nur eine recht eigentümliche, eher indirekte Stimme. Denn sie repräsentierten sich nicht als Entscheidungsträgerin in den einschlägigen Interessensvertretungen, den landwirtschaftlichen Verbänden, die mächtig sind und Einfluss auf die Politik ausüben.

Die Zeit, dass Frauen in der Landwirtschaft ganz nach vorne treten, ist mehr als reif. Die landwirtschaftlichen Verbände haben da großen Nachholbedarf und müssen nun zeigen, wie offen sie und ihre Machtgefüge für Frauen an der Spitze sind.




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