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Daphne Huber-Wagner zum Nord-Süd-Kräftemessen

Auf die Frage: „Wer gewinnt das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München?“, hat Dr. Clemens Große Frie, Vorstandssprecher der Agravis Raiffeisen AG, sofort eine Antwort parat: „In der 89. Minute schießt Mario Götze für Borussia das 1:0." Mit dieser Einschätzung gibt der Chef des nach eigenen Angaben zweitgrößten Agrarhandelskonzerns in Europa mehr preis als nur seine Begeisterung für den westfälischen Fußball. Vor 800 Aktionären und Besuchern im brandenburgischen Fürstenwalde will der Agravis-Chef seinen Unmut über die Grenzüberschreitung süddeutscher Genossen nicht mehr zurückhalten.

Das Maß ist voll. Das Regionalprinzip unter den Genossenschaften, das sogar vom Bundeskartellamt akzeptiert wird, gilt wohl endgültig nicht mehr. Ein Verstoß gegen das Fair Play. Genauso geschehen, als Bayern München Tage vor dem wichtigen Spiel zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid die Nachricht verbreiten ließ, dass Götze für 37 Mio. € zum Deutschen Fußballmeister wechseln wird. Das ist etwa die Häfte der Investitionssumme, die Agravis für dieses Jahr in den Büchern stehen hat. 

Vor der Hauptversammlung spricht der Agravis-Chef deutliche Worte: "Für uns ist dieses Regionalprinzip ein wichtiges Instrument, ein zu schützendes Merkmal unter allen genossenschaftlichen Marktbeteiligten. Deswegen verstehen wir bis heute nicht wirklich das Ansinnen einer großen süddeutschen Hauptgenossenschaft, im Geschäftsfeld Agrar in Niedersachsen tätig zu werden und damit den dort ansässigen Primärgenossenschaften das Leben wegen individueller Interessen eines einzigen Unternehmens unnötig schwer zu machen."

Am florierenden Agrarhandelsgeschäft könnten wirklich gerade alle ihren Spaß haben genauso wie am Endspiel zweier deutscher Spitzenmannschaften. Mit ihrer Beteiligung an der Bohnhorst-Gruppe hat die Baywa AG, München, ins niedersächsische Herz der Agravis getroffen. Ebenso die Gier Bayern Münchens an talentierten Spielern aus der Dortmunder-Talentschmiede.

Große Frie hätte sich in diesem Match der Agrarhändler als Schiedsrichter den Deutschen Raiffeisenverband (DRV) gewünscht. Dieser Wunsch bleibt aber wohl unerfüllt - zumal Manfred Nüssel nicht nur DRV-Präsident, sondern zugleich auch Vorsitzender im Aufsichtsrat der Baywa ist, und dadurch möglicherweise in Interessenskonflikte geraten könnte.

Das Kräftemessen internationaler und nationaler Agrarhandelsgiganten geht unterdessen in die Verlängerung. Beim Champions-League-Finale kennen wir spätestens am Abend des 25. Mai den Sieger. Mit und ohne Götze.



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