Axel Mönch zu Christine Lambert

Copa verharrt im Krisenmodus

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Christine Lambert, Präsidentin des Europäischen Bauernverbandes (Copa), beklagt seit ihrem Amtsantritt die schlechte Lage der Landwirtschaft. Das hilft der EU-Agrarbranche kaum.

 Mit ihren Dauerklagen und ihrer Weigerung, sich mit einer vielschichtigen Realität auseinanderzusetzen, macht sich Lambert selbst zu einer beklagenswerten Figur. Zudem fällt es der Präsidentin aus Frankreich trotz ihrer langjährigen Tätigkeit in Brüssel schwer, ihre Herkunft hinter sich zu lassen und auf die europäische Ebene zu wechseln.


Auf ihrer Pressekonferenz zum Jahresauftakt blieb sie ihrem beklagenswerten Stil treu. Sie wertet das Urteil des Europäischen Gerichts gegen Notfallzulassungen von Neonicotinoiden als „brutalen Eingriff“ gegen die Zuckerrübenerzeuger. Französische Rübenbauern durften bisher über eine nationale Ausnahme die bienengefährdenden Beizen noch nutzen und haben damit den Wettbewerb auf dem EU-Zuckermarkt durcheinandergebracht. Als Präsidentin eines europäischen Verbandes sollte sie die vom EU-Gericht wiederhergestellte Gleichbehandlung der Landwirte auf dem gemeinsamen Binnenmarkt wohlwollender betrachten. Auch in der Frage der umstrittenen Langstreckentransporte von Lebendvieh schlägt sich Lambert zu schnell ins französisch-mediterrane Lager und ignoriert dabei die stärker vom Tierschutz geprägten Stimmen aus anderen Teilen der EU. Bedenklich ist nicht nur ihre Einseitigkeit, sondern auch ihr Stil in der Auseinandersetzung. Lambert wirft ihren Gegnern in der Debatte gern fehlenden Stallgeruch vor und verliert damit das Gehör von nicht-landwirtschaftlichen Kreisen auf dem Brüsseler Parkett.

Nahezu krampfhaft hält Lambert daran fest, dass Landwirte per se unter hohen Betriebsmittelkosten leiden, selbst hohen Erzeugerpreisen die nötige Stabilität fehlt und die Einkommen folglich grundsätzlich zurückgehen. Auf ihrer Pressekonferenz hielt sie es nicht für nötig, den durchschnittlichen Einkommenszuwachs der EU-Landwirte im Jahr 2022 von 13 Prozent positiv hervorzuheben. Solche Nachrichten passen nicht in ihr Schema. Anstatt sich mit den Milcherzeugern endlich mal über kostendeckende Preise zu freuen, unkt sie stattdessen über schon wieder fallende Notierungen für Milchpulver und Butter. Mit dem vorsätzlichen Pessimismus seiner Präsidentin wird der EU-Bauernverband kaum die nötige Aufmerksamkeit bekommen, zumal inzwischen alle Bevölkerungskreise etwas zu beklagen haben – von den hohen Lebenshaltungskosten bis zur Inflation.

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