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Wenn Preise von landwirtschaftlichen Erzeugnissen nach oben oder unten ausschlagen, werden dem Agrarhandel Spekulation und unlautere Gewinne unterstellt. Es ist mal wieder so weit.
Für die Misere der osteuropäischen Landwirte entlang des Solidaritätskorridors wird der Handel verantwortlich gemacht. In den anhebenden Chor der Kritiker reiht sich der Europaabgeordnete Peter Jahr (CDU) ein. „Die das machen, sind unredliche Kaufleute“, schleuderte Jahr im Agrarausschuss des Europaparlaments den Verkäufern von billigem Getreide in Osteuropa entgegen. „Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um denen das Handwerk zu legen“, rundete der Europaabgeordnete seine Schuldzuweisungen mit praktischen Forderungen ab.
Zugegeben, die Lage in Osteuropa ist unübersichtlich. Denn trotz der störenden Billigeinfuhren möchte niemand die Solidarität mit der Ukraine infrage stellen. Dem ukrainischen Agrarsektor muss geholfen werden, wenn Russland den Abtransport über die Schwarzmeerhäfen behindert. Mit ihren eingeschränkten Importen begibt sich die EU ohnehin politisch auf einen schmalen Grat. Verwirrend sind auch die agrarpolitischen Begleiterscheinungen des Konflikts. Plötzlich stehen wieder Überschüsse im Raum, wo doch seit dem Krieg vermeintliche Knappheiten die Debatte dominieren. Besonders die Abgeordneten der Christdemokraten, die den Akzent eindeutig auf die Produktivität in der Landwirtschaft legen, mag dies verwirren.
Aber es bleibt dennoch unredlich, den Agrarhandel für die Schwierigkeiten entlang des Solidaritätskorridors verantwortlich zu machen. Ein Kaufmann hat die Aufgabe, Waren von den Produktionsstätten zu den Orten des Bedarfs zu bringen und sie dort zu verkaufen. Nichts anderes passiert entlang des Solidaritätskorridors, wo sich die Futtermittelindustrie über das zusätzliche Angebot freut und lokale Landwirte das Nachsehen haben. Dem Handel deshalb moralische Vorwürfe zu machen, ist unangebracht. Der Handel ist wie alle anderen auf seinen wirtschaftlichen Erfolg angewiesen und damit weder ein guter Engel noch ein böser Bengel.
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Damit wird nur ein gewollter Zweck erfüllt, damit den bäuerlichen Familienbetrieb kaputt zuspielen, ohne Rücksicht auf Verlust von Kulturlandschaften im riesigen Ausmass, sowas kann man kriminell bezeichnen!!