Eine Reaktion auf den az-Leitartikel „30 Prozent Bio allein reicht nicht“.
Wie auch immer die künftigen Landwirtschaftssysteme heißen, wie viel Technologie dort stattfinden wird: Wir sind mitten in einer notwendigen Transformation. Abgesehen von Tierwohlfragen tragen Lebensmittel heute einen sehr deutlich negativen Beitrag zur Überschreitung der ökologisch-planetaren Grenzen bei.
Das wiederum förderte in den vergangenen Monaten einen Hype um das Food-Tech-Thema „Zelluläre Landwirtschaft“ wie Fleischzellenvermehrung in Bioreaktoren. Aktuell vergeht gefühlt keine Woche, in der nicht lobgepriesen wird, wie wir scheinbar alle Probleme damit lösen, Fleisch nicht mehr auf der Weide oder im Stall, sondern im Bioreaktor zu erzeugen.
Natürlich ist es richtig, wenn es gelingt, zu marktfähigen Preisen einen Teil der Fleischmenge in Reaktoren zu erzeugen. Die Zellvermehrung im Reaktor ist um ein Vielfaches schneller als auf der Weide. Aber: Zellvermehrung braucht Nährsubstrate. Diese Nährsubstrate sind im optimalen Fall pflanzlichen Ursprungs. Eine zelluläre statt klassische Landwirtschaft ist deshalb auch hier die falsche Diskussion. Es ist die zelluläre Landwirtschaft in Verbindung mit klassischer Landwirtschaft.
Cem Özedemir hat vorgelegt: 30 Prozent Ökolandbau ist ein ambitioniertes Ziel. Ich drücke die Daumen, dass es gelingt. Die Branche ist nun gefordert, sich mit den verbleibenden 70 Prozent zu beschäftigen und wie wir diese – gerne mit „intelligenter Landwirtschaft“ – weiter substanziell nachhaltiger zu machen.
Mit dem Food Campus Berlin schaffen wir eine systemoffene Plattform für Lösungen im Sinne von „Planetary Health Solutions“. Wir verstehen den Food Campus als Transformationsbeschleuniger. Im Spannungsfeld zwischen globalen Nachhaltigkeits-Herausforderungen, regionalen Wertschöpfungsketten, Futuretech und Kochkunst gilt es, Tür an Tür – und wo immer möglich, Hand in Hand – ganzheitliche Lösungen gemeinsam zu erarbeiten.