Nadine Filko zu Weltfrauentag

Was keinen wirklichen Anfang hat, findet kein Ende

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Ganze 300 Jahre sind wir wohl noch von einer Gleichberechtigung entfernt. So lautet die düstere Erkenntnis der UNO-Frauenrechtskommission.

„Ich schaffe das nicht“, raune ich meiner Tochter zu, die auf meinem Schoß herumhüpft, während ich versuche, diesen Kommentar zu schreiben. Sie ist krank. Mein Mann und ich teilen uns die Aufsicht. Heute ist er dran. Es ist Frauentag. Er arbeitet für ein Berliner Unternehmen und hat frei – ich nicht. Meine Tochter versteht von all dem noch nichts. Sie versteht nur, ich bin da, also auch für sie.

„Gleichberechtigung?“ – als Frage erscheint sie in diesem Kontext abstrakt, vielleicht ein wenig banal. Auch ist sie nicht ‚gleich‘, sondern ein Produkt der Variablen unserer Umgebung: In diesem Fall wird die Vereinbarung zur Gleichberechtigung von einem kleinen Menschen ganz einfach zu Fall gebracht. Dass es sich hierbei um eine privilegierte und nicht politische Sicht auf eine viel größere Forderung handelt, steht außer Frage. Es ist eben nur eine Realität.

Ganze 300 Jahre sind wir dabei wohl noch von einer Gleichberechtigung entfernt – so die düstere Erkenntnis der UNO-Frauenrechtskommission. Auch das erscheint im heimischen Arbeitszimmer abstrakt. Doch vor allem die jüngsten Ereignisse in Iran erinnern schmerzvoll an das Ausmaß und die Relevanz der Forderung. Sie ist Voraussetzung eines „modernen“ Miteinanders und wird weder dort noch hier gelebt.

„Mit drei Töchtern wird er Probleme in der Hofnachfolge haben“, äußert eine Bekannte beiläufig im Gespräch. Gemeint ist der Hof eines alten Freundes. Der Landwirt, von dem die Rede ist, ist Mitte 30. Wir sind gemeinsam aufgewachsen, hatten denselben Bekanntenkreis und doch trennen uns in Fragen der „Gleichberechtigung“ offenbar Jahrzehnte. Dass es in unserer Generation und in unseren Breitengraden so etwas überhaupt gibt ...

Wo fängt sie also an, die Gleichberechtigung, die immer mal wieder propagiert wird, um dann gleich wieder von altmodisch denkenden Patriarchen und modernen Chauvinisten ab absurdum geführt zu werden? Wir stecken mittendrin und sind noch so weit entfernt von einem Ende der Krisen.

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