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Wie wir etwas bezeichnen, definiert, wie wir über etwas denken. Es schafft Schubladen.
So etwa die Schublade: „Fleisch“. Und das ist gut so. Deswegen sollten wir nicht über die Frage diskutieren, ob verarbeitete pflanzenbasierte Proteine als „Fleisch“ deklariert werden dürfen. Vielmehr geht es doch darum, dass die Bezeichnung dem Verbraucher etwas Sinnvolles über das Geschmackserlebnis verrät – völlig unabhängig vom pflanzlichen oder tierischen Ursprung des Produktes.
Zwar heißt es immer wieder, eine Deklarierung als „Fleisch“ schaffe Verwirrung. Aber würde eine Bezeichnung wie „Proteinstange“ für eine pflanzenbasierte Wurst nicht auch Verwirrung stiften? Ein „Chicken“, wie es das Unternehmen Planted in der Schweiz auf sein Erbsenprodukt druckt, ist zuordenbar. Ich kann mir unter „Chicken“ etwas vorstellen. Trotzdem wird die Verwendung derzeit laut Planted durch das Bundesgericht auf Irreführung hin geprüft.
Aber wie oft hat ein Konsument aus Versehen zur hippen und oft teureren Alternative gegriffen, statt in das Kühlregal mit Fleisch? Alternative Proteinprodukte finden wir ohnehin meist in einem speziellen Regal. Sie liegen nicht zwischen ihren tierischen Brüdern und Schwestern. Die Gefahr, sich heimlich in die Kühlschränke der Konsumenten zu schleichen und dann unversehens ihr wahres Gesicht zu zeigen, ist deshalb gering.
Und eine Fleischerei, die sich offen und provokativ als „vegane Fleischerei“ bezeichnet: Dürfen wir das? Es gab zuletzt ein starkes Medienecho für eine ebensolche in Dresden. Neben zahlreichen Hassmails haben die Gründer laut
stern.de auch eine Mitteilung der Lebensmittelüberwachung erhalten und mussten zwölf Produkte umbenennen.
Eine einheitliche Bezeichnung könnte dort Orientierung schaffen, wo durch neue Kategorien Verwirrung entsteht. Sie könnte zudem für die traditionelle Industrie auch Vorteile bergen. Denn wie positiv ist der Begriff Fleisch heute noch besetzt? Die nächste Generation von Konsumenten ist offen für Fleischalternativen. Wenn diese im Mainstream angekommen sind, könnte es für den Verkauf von tierischem Protein von Vorteil sein, genauso bezeichnet zu werden.
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