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Fast lautlos wurde vorige Woche das Abkommen zwischen Russland und der Ukraine um zwei Monate verlängert. Dabei gab es weder neue noch alte Forderungen der russischen Regierung.
Die „Meroving“, ein 140 Meter langer und 16 Meter breiter Frachter, war das letzte Schiff, das mit Getreide einen ukrainischen Hafen verlassen hat. Abgelegt hat das Schiff am 19. Mai von Chornomorsk mit einer Ladung von 6.800 Tonnen Weizen. Sechs Tage später, am 22. Mai um 22:47 Uhr, ging er in Istanbul vor Anker. Seitdem wartet er dort auf seine Freigabe.
Fast lautlos wurde vergangene Woche unter der Vermittlung der Türkei und der UN das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine um weitere 60 Tage bis zum 18. Juli verlängert. Dabei gab es weder neue noch alte Forderungen der russischen Regierung. Und auch von neuen großen oder kleinen Zugeständnissen an Russland war keine Rede. Es scheint, als sei der Aggressor gegenüber der Weltöffentlichkeit zumindest beim Thema Getreideversorgung in einer eher defensiven Lage. Doch der Schein könnte trügen: Denn anstatt ein weiteres Getreideabkommen abzulehnen, scheint sich Russland darauf zu verlegen, die Transporte systematisch zu behindern und unmöglich zu machen. Bereits seit Ende April weigere sich Moskau ohne Angabe von Gründen, beladene Schiffe im Hafen von Juschny zu kontrollieren und zu registrieren – als Voraussetzung für deren Passage. Und in den beiden anderen Häfen sähe die Situation ähnlich aus, sagen Insider. Das erklärt zumindest, warum das UN-Monitoring keine Schiffsbewegungen aus ukrainischen Häfen zeigt.
So ist mittlerweile der Export aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen praktisch zum Erliegen gekommen. Dies kann man nur als weiteren Versuch Russlands werten, der Ukraine finanziell maximal zu schaden und Lebensmittel einmal mehr als Waffe einzusetzen.
In der Ukraine warten im Augenblick noch rund 10 Mio. t Getreide auf den Export. Diese Woche erklärte der Ukrainische Getreideverband: „Die Verluste der Ukraine übersteigen 1 Milliarde US-Dollar aufgrund von Schiffsstillständen im Getreidekorridor.“ Einzig Hoffnung gibt die Tatsache, dass laut UN mehr als 17 Schiffe auf dem Weg in die drei Häfen des Getreideabkommens seien.
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