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In Niedersachsen stehen aufgrund der tiefgreifenden Krise am Schweinemarkt viele Ställe leer. Landesagrarministerin Miriam Staudte (Grüne) sieht darin ein mögliches Standbein für die Tierhalter.
Die hierzulande geplante Cannabis-Freigabe könnte laut Staudte für einige Betriebe eine Chance sein, die Gebäude durch Hanfanbau zu nutzen. Jedenfalls rät sie krisengeplagten Schweinebauern zu einem Umsatteln auf die Pflanzen.
In der Tat sprechen die Fakten für das Dilemma der Branche. Viele Schweinebetriebe haben in den vergangenen Jahren dichtgemacht. Während Ende 2012 rund 7.800 Betriebe in dem Bundesland registriert waren, lag die Zahl im November 2022 nur noch bei etwa 4.200. Mit der Zahl der Betriebe ist auch die der gehaltenen Schweine deutlich zurückgegangen, in den vergangenen zehn Jahren um 21,6 Prozent auf rund 7,1 Millionen Tiere. Nun also der Vorschlag der Agrarressortchefin aus Hannover. Staudte ist der Meinung, dass der Anbau im Stall von Vorteil für die Sicherheit sei. „Wir wollen beim Cannabis mehr Qualitätssicherung und Kontrollen und zudem wissen, welche Inhaltsstoffe in welcher Konzentration vorhanden sind“, erläutert sie. Die Qualitätsstandards ließen sich im Stall einfacher staatlich kontrollieren. Abgewartet werden müsse, wie das Gesetz der Bundesregierung aussehen wird. Ihre Zukunftserwartung sei, „dass der Anbau von Cannabis immer mehr kontrolliert ausgeweitet wird“. Das klingt sehr nach staatlichen Daumenschrauben, Tendenz zunehmend.
Das politische Hickhack um die Zukunft der Tierhaltung hierzulande lässt grüßen. Schon deshalb darf bezweifelt werden, dass Staudtes Vorschlag für das Gros der niedersächsischen Tierhalter je eine tragfähige Alternative des Wirtschaftens sein wird. Letztlich sind Schweinezüchter und -mäster Experten der Tierhaltung. Hanfanbau ist ein völlig anderes Genre und verlangt andere Kenntnisse und Vermarktungsstrukturen als Nischenprodukt. Und die Ställe müssten mit viel Geld umgebaut werden. Nichts gegen Denkanstöße. Aber gut gemeint ist eben noch lange nicht gut gemacht – erst recht, wenn die Politik nicht nur ein paar Finger, sondern gleich beide Hände mit im Spiel hat.
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