Viele Aussteller haben auf der Eurotier gezeigt wie die Tierhaltung in Deutschland besser und transparenter werden kann. Aus Deutschland wird aber der wachsende Bedarf an tierischen Lebensmitteln nicht mehr gedeckt werden.
Auch in diesem Jahr war in der zweiten Novemberwoche das Messegelände von Hannover wieder von Landwirten bevölkert. Alle zwei Jahre sind die Tierhalter und Energieerzeuger dran. Im Unterschied zur Agritechnica ist hier zumeist Fachpublikum anzutreffen. Wer keinen Betrieb mehr hat, fährt höchstens noch zur Maschinenausstellung, jedoch kaum mehr auf die Eurotier.
Auch in diesem Jahr präsentierten die Firmen viele Neuerungen - trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Tierhaltung. Viele Verbesserungen in Tierwohl, Effizienz und Nachhaltigkeit wurden gezeigt. Die Digitalisierung, die Leitthema der Messe war, hat sich aus dem Versuchsstadium zur praxistauglichen Anwendung entwickelt, die die Tierhaltung besser und transparenter macht. Viele Konzepte zu alternativen Haltungsverfahren von Freilaufabferkelbucht bis zur Strohhaltung waren zu sehen und wurden auch von den Landwirten stark nachgefragt. Es stellt sich allerdings eine entscheidende Frage: Wenn die Projekte von Betriebswirtschaftlern gerechnet werden, ist dann noch ein Abnehmer da, der tatsächlich die Mehrkosten trägt.
Der Anteil der asiatischen Besucher steigt enorm
155.000 Besucher, davon rund 30 Prozent aus dem Ausland, haben die Messe besucht. Die ausländischen Besucher waren früher zumeist Holländer, Belgier oder Schweizer. Mein Eindruck ist, dass nun aber der Anteil der asiatischen Besucher und Aussteller enorm ansteigt. Diese waren früher immer nur, wenn überhaupt, in den Geflügelbereichen oder bei den Hallen für Futterkomponenten zu finden. Dies zeigt wie wichtig der Messestandort Hannover ist und wie erfolgreich die Arbeit der DLG darin ist, die Eurotier als weltweite Leitmesse zu etablieren. Wesentlich für mich ist aber der Hinweis, wo in der Welt zukünftig der wachsende Bedarf an tierischen Lebensmitteln produziert wird. Für viele große Stallbauer sind die besten Kunden schon lange nicht mehr in Deutschland.
Die Politik sucht nicht nach praktikablen Lösungen
Die große Politik hat es leider wieder nicht geschafft, die Messe im Terminkalender einzuplanen. Dies ist so verwunderlich, da gerade in der Tierhaltung viele Baustellen offen sind und besonders auf der Eurotier ein Strauß an Lösungsmöglichkeiten für viele Probleme geboten wird. Aber leider gibt es wieder mal aus dem BMEL keine positiven Signale, die Herausforderungen gemeinsam anzupacken und wirklich Lösungen, die vielleicht nicht immer populär, aber praktikabel und nachhaltig sind, zu finden. Die Messe vergeht wieder ohne, dass die bäuerlichen Familienbetriebe eine sichere Perspektive bekommen. Immer mehr übernehmen die internationalen Player in der Tierhaltung eine größere Rolle.
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Robert Habeck hat die deutsche Fleischwirtschaft zu einem radikalen Umdenken aufgefordert. Sie soll mehr Qualität liefern.
Es wäre auch eine gute Plattform gewesen, mit dem Nachdruck einer Ministerin, die Notwendigkeit vom Mobilfunkstandart 5G an „jeder Milchkanne“ einzufordern. Die Messe hat gezeigt wie wichtig und praktikabel mittlerweile die Digitalisierung in der Fleischwirtschaft ist. Nicht nur die geforderte Nachverfolgung der Produkte über die Produktionskette spielt eine Rolle. Auch die Optimierung und Transparenz der Haltungsbedingungen sind heute nur mit digitaler Unterstützung denkbar. Oftmals ist es einfach nur praktisch und zeitsparend vom Acker über das Smartphone den gesamten Stall zu überwachen und Störungen zu beheben.
Es wird immens in neue Ställe investiert - außerhalb von Deutschland
Dem Besucher der Eurotier wurde in fabelhafter Weise aufgezeigt, was alles in der modernen Tierhaltung möglich ist, aber auch was dies Kosten wird. Zudem wurde ihm vor Augen geführt, dass außerhalb von Deutschland immens in neue Ställe investiert wird. Zudem wurde wiedermal dem Tierhalter die fehlende politische Unterstützung bei der medialen Großwetterlage bewusst. Nach diesen Eindrücken aus Hannover kann sich jede Landwirtsfamilie in den Wintermonaten in Ruhe überlegen, wie sich der Betrieb weiter entwickeln soll.