Die moderne Landwirtschaft ist unverzichtbar. Doch die Branche muss sich gedanklich mehr bewegen. Denn auch mit Naturschutz ließe sich Geld verdienen - und gleichzeitig das Image polieren.
Nicht nur die Tierhaltung steht im Focus der öffentlichen Kritik. Zunehmend ist auch der Ackerbau wie wir ihn hauptsächlich in Deutschland betreiben in der Diskussion. Insektensterben, Grundwasserverseuchung und Gift in Lebensmitteln sind nur einige Vokabeln, die in Kombination der Pflanzenproduktion verwendet werden. Auch hier hat die Branche keine wirklich guten Antworten parat.
Dabei wird bei Diskussionen wie zum Beispiel zum angeblichen Insektensterben sehr schnell deutlich, dass die Datenbasis sehr dünn ist. Eigentlich wissen wir aus Zeiten von DDT, dass Pflanzenschutzmittel erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben können. Daher bin ich überrascht, dass es in Deutschland oder Europa keine flächendeckende wissenschaftliche Monitoringprogramme zur Insektenpopulation gibt. Trotzdem wird die eine Krefelder Studie immer wieder zitiert und für ganz Deutschland verallgemeinert. Eine wirkliche unabhängige Bewertung der Situation ist sehr schwierig. Ich habe gerade hier die Befürchtung, dass nun alles daran gesetzt wird, das Herbizid Glyphosat als vermeintlicher Verursacher des angeblichen Insektensterbens zu verbieten. Wenn das Verbot in 5 Jahren umgesetzt ist, wird man möglicherweise irgendwann feststellen, dass auch ohne diese Herbizidanwendung das Problem nicht gelöst ist. Damit wären viele Jahre ohne freie Forschung verstrichen.
Das soll nicht bedeuten, dass ich glaube, dass die moderne Landwirtschaft das einzig segenbringende ist. Wenn wir in die Landschaft schauen, sieht man den Strukturwandel der letzten Jahre sehr deutlich. Besonders im Westen, in früher klein parzellierten Gemarkungen, werden die Schläge rasant größer. Zudem fallen durch die Reduzierung der Tierhaltung viele Früchte aus der Fruchtfolge, die früher das Landschaftsbild aufgelockert haben und den Tieren und Insekten Lebensräume gegeben haben. Dieser Wandel ist aber unumkehrbar, da die Landwirte nicht mehr zahlreicher werden.
In dieser gesellschaftlichen Stimmung wird die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) diskutiert. Bei Lichte betrachtet kann es ein „weiter so“ nicht geben. Bei Pachtpreisen von über 500€/ha und mehr in manchen Regionen Deutschlands sind 200€/ha Subvention mit der Gießkanne nicht mehr zeitgemäß. Natürlich müssen die Verbandsvertreter in Brüssel ordentliche Beträge zur Einkommenssicherung verhandeln. Es schadet aber, neue Gedanken von vorne herein gar nicht erst zuzulassen. Ein Gedanke ist beispielsweise, dass mit aktivem Umweltschutz auch eine Wertschöpfung erzielt werden kann. Die Angst, dass sich die Umweltverbände die Fördertöpfe unter den Nagel reißen, ist in diesem Zusammenhang durchaus berechtigt. Das muss verhindert werden. In den europäischen Gunstlagen des Ackerbaus muss die Nahrungsmittelproduktion immer im Vordergrund stehen.