Peter Seeger über das Nottöten

Raus aus dem Tabu

Der Tod ist in unserer modernen Gesellschaft ein Tabu. Wer hat schon noch mit sterbenden Menschen zu tun? Daher passt in keiner Weise zu unserem von Walt Disney geprägtem Tierbild, dass der Weg zum Tod oftmals nicht schön ist.

 

Nun reden wir jedoch nicht von einem Schaf, das im Odenwald vom Wolf gerissen oder von dem Fuchs, der sich ein Huhn aus dem Auslauf unseres Hühnermobil geholt hat. Es geht um Tiere, die in unseren Ställen gehalten werden und auf unsere Fürsorge angewiesen sind. Um so erschreckender ist der Beitrag der Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ), in der eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover zitiert wird, die belegt das viele kranke Schweine zu lange leiden müssen und dann oftmals nicht Fachgerecht getötet werden.

Ist es ein Problem der großen Betriebe, der sogenannten Massentierhaltung? Das glaube ich kaum. Jeder kennt die Berichte von Betrieben aus seinem Umkreis, die vom Veterinäramt wegen anhaltender Tierschutzverstöße geräumt werden. Dies sind oftmals nicht nur die großen Betriebe.

Aber wie kann es zu solchen Versäumnissen kommen? Die Notschlachtung gibt es seit vielen Jahren nicht mehr, zudem ist es verboten, kranke Tiere zu transportieren. Daher macht es keinen Sinn mehr auf eine „Verwertung“ des Tieres zu hoffen. Als wichtigsten Punkt sehe ich die emotionale Überwindung ein Tier zu töten, denn damit wird jede Hoffnung auf Genesung beendet. Bei einer richtigen Behandlung kann auch so mancher hoffnungslose Fall wieder fit werden. Wenn aber dieser Punkt erreicht ist, muss absolut konsequent und fachlich richtig gehandelt werden. Aber auch Überforderung oder einfach Desinteresse einzelner Tierhalter sind Gründe für dieses kriminelle Vergehen.

Die Initiative Tierwohl (ITW) hat bei dem Thema vorgebaut. Seit diesem Jahr sind unangekündigte Tierschutzkontrollen Pflicht. Dabei wird bei dem Zwischenaudit der Fokus auf Tierschutz, Krankenbuchten und das sachgerechte Töten gelegt. Dies ist der richtige Weg, auch um eine Betriebsblindheit des Tierbetreuers zu verhindern. Kurze Kontrollen im Stall ohne viel Bürokratie und Akten wälzen, auch der Veterinärämter, können helfen, die Probleme zu verringern.

Das Thema muss raus aus der Tabu-Ecke. Kranke und zu tötende Tiere gibt es in jeder Haltungsform und jeder Betriebsgröße. Wenn der Tierbetreuer unsicher in der Entscheidung ist, kann dies nur zu Problemen führen. Es ist muss ein Fortbildungsangebot geschaffen werden, in dem praktikable und rechtssichere Entscheidungswege und Tötungsmethoden geschult werden.  Dabei müssen auch die bestandsbetreuenden Tierärzte einbezogen werden.

Auf den Einladungen zu den diesjährigen Winterveranstaltungen der landwirtschaftlichen Verbände hat sich der Umgang mit kranken Tieren zu einem wichtigen Thema entwickelt. Offenbar ist die Branche (endlich) bereit sich mit dem Thema intensiv zu befassen.




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