Seit 2007 steht die Afrikanische Schweinepest (ASP) im Fokus der europäischen Schweinehalter. Die Krankheit, völlig ungefährlich für den Menschen, ist hochansteckend und tödlich für infizierte Schweine. Was die ASP für den Markt bedeutet, ist noch gar nicht absehbar.
Von Russland aus breitete sich die Seuche in Osteuropa aus. Oftmals überspringt die Seuche mehrere hunderte, zum Teil auch tausende Kilometer wie zuletzt im September 2018 bei den infizierten Wildschweinen in Belgien. Diese Distanzen können nicht von Wildschweinen zu Fuß überwunden werden. Dabei hat der Mensch (hoffentlich ungewollt) bei der Ausbreitung geholfen. Hierin liegt schon eines der größten Probleme. Durch den Personen- und Güterverkehr in Europa ist das Risiko enorm, dass Wildschweine durch Jäger, Gastarbeiter oder Fernfahrer weggeworfene kontaminierte Fleischprodukte aufnehmen. Zudem ist der Transport von Zucht- und Schlachtschweinen sehr gefährlich. Da scheinen die Bestrebungen Dänemarks, an der Grenze zu Deutschland einen Zaun gegen Wildschweine bauen zu wollen, eher symbolischer Natur zu sein.
Keine Impfung gegen ASP möglich
Die Klassische Schweinepest (KSP) kennen wir in Europa schon über 100 Jahre. Erst vor 15 Jahren hatten wir einen großen Pestverlauf in Westfalen. Worin liegt der Unterschied zur ASP? Bei der „normalen“ Pest wie auch bei der ASP funktioniert das europäische System der Keulung der befallenen Betriebe und eines Zirkels um diese Betriebe. Seit vielen Jahren gibt es Standardmaßnahmen: die intensive Beobachtung in einem größeren Bereich sowie das Verbot oder die Einschränkung von Tiertransporten für einen gewissen Zeitraum. Sollten auch die Wildschweinbestände betroffen sein, können diese über orale Köder aber nur gegen KSP geimpft werden, bis das Feldvirus verdrängt ist. Diese Möglichkeit der Impfung der Wildschweinpopulation gibt es bei ASP bisher nicht und es ist kein Impfstoff bislang in Aussicht. Somit ist das permanente Risiko einer Reinfektion von Hausschweinebeständen über Wildschweine über viele Jahre gegeben.
Eigene Hygieneregeln hinterfragen
Durch den Strukturwandel der letzten Jahrzehnte erfüllen die meisten deutschen Betriebe schon sehr hohe Hygienestandards. Da ist die Situation in Osteuropa mit vielen kleinen „Hinterhofbeständen“ deutlich schwieriger. Nicht ohne Grund hat jedoch die Tierseuchenkasse NDS eine Sanktionsliste für Verstöße gegen die Schweinehaltungshygieneverordnung veröffentlicht. Auch bei uns läuft nicht alles optimal. So kann die Einschleppung aus dem Wildschweinebestand und eine Verschleppung zwischen den Betrieben nicht ausgeschlossen werden. Die eigene Anlieferung von Schlachttieren an den Schlachthof, Sammeltouren von Viehhändlern bei kleineren Mästern oder nur die unterlassene Reinigung des gemeinschaftlichen Güllefasses sind Risiken, die gerne unterschätzt werden. Der LKW, der Futter ausliefert, oder die EURO-Palette, die mit Futtersäcken beladen auf vielen Betriebe im Quartal herumkommt, sind allesamt Risikofaktoren, die uns über viele Jahre begleiten werden. Hierbei ist auch die Industrie gefragt, zügig die eigenen Hygieneregeln zu hinterfragen. Die Tatsache, dass die Wildschweine das Virus über viele Jahre in der Population halten können, macht die Situation so besonders schwierig.
Auswirkungen auf den Handel
Von unseren Schweinen wird ein großer Teil exportiert. Seltener ganze Schweinehälften, sondern eher Teilstücke, die in anderen Ländern eher geschätzt werden. Diese werden innerhalb und außerhalb der EU vermarktet. Daher sind die Auswirkungen auf den Preis auch bei sinkender Produktion wahrscheinlich deutlich zu spüren. Wie sich die weltweiten Handelsströme verändern, kann man gerade in Anbetracht der ersten Fälle von ASP in China, nicht vorhersagen.