Steffen Bach über den Schweinemarkt

Chinesisches Feuerwerk

Die Entwicklungen auf dem internationalen Schweinemarkt sind mit Vorsicht zu genießen. Die Preise gehen zwar hoch wie Raketen. Die Probleme lösen sich damit aber nicht in Luft auf.

Für die in den vergangenen Jahren gebeutelten Schweinehalter bringt der Markt endlich gute Nachrichten. Eine kleinere Produktion in Deutschland und eine wachsende internationale Nachfrage haben seit März deutlich steigende Preise für Ferkel und Mastschweine ermöglicht. Vor allem für die Sauenhalter, die harte Jahre hinter sich haben, hat es sich gelohnt nicht aufzugeben, sondern auf bessere Zeiten zu hoffen.

Bis weit in das kommende Jahr hinein bleiben die Aussichten positiv. Hauptgrund für die Rally am Schweinemarkt ist die in China grassierende Afrikanische Schweinepest (ASP). Der Regierung gelingt es offenbar nicht die Ausbreitung der Seuche einzudämmen. Nach offiziellen staatlichen Angaben -  wie verlässlich sie auch immer sein mögen -  ist die Zahl der Sauen gegenüber dem Vorjahr um rund ein Fünftel gesunken. Selbst wenn diese Zahl mit einer großen Unsicherheit behaftet ist, kann man davon ausgehen, dass die Produktion in China deutlich schrumpfen wird.

China produzierte im vergangenen Jahr nach Schätzungen des USDA 54 Mio. t Schweinefleisch. Für dieses Jahr rechnen die Experten in Washington mit einem Rückgang um 5,5 Mio. t, das wäre mehr als die gesamte deutsche Produktion. Selbst wenn die Chinesen, wie vom USDA erwartet, ihren Konsum einschränken, ergeben sich bis auf Weiteres beste Absatzchancen auf dem größten Schweinefleischmarkt der Welt. Auch nach einem Ende der ASP-Krise, das bisher nicht in Sicht ist, wird es Jahre dauern, bis die Produktion wieder das frühere Niveau erreicht.

Die guten Marktaussichten sollten aber nicht dazu verleiten, die Augen vor den strukturellen Problemen der Branche in Deutschland zu verschließen. Bessere Erlösen werden dabei helfen, die anstehenden Herausforderungen bei den Themen Kastration, Kastenstand und Kupieren anzugehen. Der in dieser Woche veröffentlichte Nährstoffbericht machte aber noch einmal deutlich, dass die hohe Konzentration der Schweinhaltung in wenigen Regionen das größte Problem für die Branche ist. Die Überversorgung der Ackerflächen mit Nährstoffen wird nicht mehr toleriert, sodass riesige Güllemengen überregional entsorgt werden müssen.

Gülletransport kann keine dauerhafte Lösung sein

Langfristig muss es gelingen, die Schweinehaltung gleichmäßiger in Deutschland zu verteilen. Dabei ist es gleichgültig, ob man eine flächengebundene Tierhaltung oder einen tierhaltungsgebundenen Ackerbau anstrebt. Im Bewusstsein der Landwirte, aber auch der gesamten Gesellschaft muss wieder die Erkenntnis verankert werden, dass zu einer nachhaltigen Landwirtschaft Ackerbau und Tierhaltung gehören. Diese Verbindung herzustellen, indem man Gülle aus den Veredelungszentren über hunderte Kilometer in weitgehend viehfreie Ackerbauregionen transportiert, kann dauerhaft keine Lösung sein. Und die industrielle Aufbereitung der Gülle bleibt trotz jahrzehntelanger Forschung zu teuer.

Das chinesische Feuerwerk wird irgendwann verglühen. Wer sich heute nur von den hohen Preisen blenden lässt und glaubt, dass das System doch prima funktioniert, wird mit einem Kater erwachen, wenn die internationalen Märkte wieder zur Normalität zurückkehren.

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  1. Andreas H.
    Erstellt 27. April 2019 00:16 | Permanent-Link

    Sehr gute Analyse aber ohne Lösungsweg. Der jetzige Preisanstieg wird wohl kaum einen Bauboom auslösen, wie in der Vergangenheit. Besonders in den beschriebenen Regionen nicht, wo jetzt schon die Gülle weit transportiert werden muss. Dort stehen jetzt schon Anlagen mit voller Güllegrube leer.

    Viel wichtiger ist es, dass gerade jetzt die LANDWIRDSCHAFT vor industriellen Investoren geschützt wird, damit die Marktwirtschaft auch wirken kann. Denn der Abtransport der Gülle ist reine Marktwirtschaft und der seriöse bodenständige Bauer hat die Nase vorn, wenn er nicht durch planwirtschaftliche Biogaslobbyisten benachteiligt wird.

    Also, die Zielvorgabe in dem Kommentar wird durch weniger Einmischung und durch einen Riegel für Drittverwertung der falsch platzierten Ställe erreicht. Wird den Banken nicht schmecken aber es ist trotzdem richtig.
    Mit einer festgeschriebenen Restlaufzeit von Biogasanlagen, sind alle Probleme mittelfristig gelöst

  2. Helmut Gahse
    Erstellt 29. April 2019 21:08 | Permanent-Link

    Sehr geehrter Herr Bach, in was für einer Realität leben Sie denn? Zweifellos haben Sie recht, dass Ackerbau und Tierhaltung eigentlich zusammen gehören. Aber selbst der Demeterverband verwässert seine Vorschriften für das betriebliche Zusammengehören von Ackerbau und Viehzucht. Die Tierhaltung wird von den Güllehotspots nicht in die Diaspora im übrigen Deutschland sondern ins konkurrenzkräftigere Ausland abwandern.

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