Steffen Bach zur Maisrally

Gute Chancen zur Vermarktung nutzen

az

Der Maismarkt gibt an den internationalen Börsen die Richtung vor. Weizen profitiert in Deutschland auch von der knappen Versorgung bis zur neuen Ernte.

Am Mittwoch schlossen die Maiskontrakte an der Börse in Chicago erstmals seit dem Sommer 2013 wieder über der Marke von sieben US-Dollar. Der Mais zieht die Kurse für Weizen, Raps und Sojabohnen mit nach oben. Getrieben wird die Rally von der Angst vor einer Missernte in Brasilien. In den wichtigsten Anbaugebieten des Landes hat es seit Wochen zu wenig geregnet, und ein Ende der Trockenheit ist nicht in Sicht. Die Analysten von Safras & Mercado kürzten die Prognose zu Beginn der Woche um 8 Mio. t auf 104 Mio.  t. Sollte es trocken bleiben, wird selbst die verringerte Menge kaum zu erreichen sein.

Gleichzeitig sind die Aussaatbedingungen in den USA wegen eines späten Kälteeinbruchs alles andere als ideal. Die Saat liegt in einigen Bundesstaaten wie Nord- und Süd-Dakota sowie Iowa zudem in sehr trockenen Böden. Analysten erwarten jedoch, dass die hohen Preise zu einer größeren Anbaufläche als die bisher prognostizierten 37 Mio. ha führen werden. Eine deutliche Korrektur nach oben könnte der Hausse einen ersten Dämpfer verleihen.

Unterstützend wirken jedoch die Nachfragetendenzen: Das sich abzeichnende Ende der Corona-Pandemie in den USA steigert dort die Futtermittelnachfrage. Die Klimaschutzpolitik des neuen US-Präsidenten Joe Biden wird zu einer Steigerung der Ethanolproduktion führen. Und China importiert mehr und mehr Getreide. Das USDA erwartet 2020/21 gegenüber dem Vorjahr eine Verdreifachung der chinesischen Maiseinfuhren auf 24 Mio. t. Die Volksrepublik verfügt zwar nach eigenen Angaben über Maisbestände von 196 Mio. t – diese Behauptung wird jedoch vielfach angezweifelt. Denn bei hohen Vorräten wäre es logisch, angesichts der hohen Weltmarktpreise auf diese Reserven zurückzugreifen.

Eine Entlastung der globalen Maisbilanz könnte es dagegen geben, wenn in Brasilien bei den hohen Preisen weniger Mais zu Bioethanol verwertet wird. Zudem wird Mais in den Futtermischungen ersetzt werden – vor allem durch Weizen. Das stützt zur Freude der deutschen Landwirte den hiesigen Markt. Aktuell scheint es so, als ob in den Silos nur noch wenig Getreide aus der Ernte 2020 liegt. Bis zur neuen Kampagne rechnet kaum ein Händler mit einer Trendwende und auch aus der Ernte heraus dürften sich überdurchschnittliche Preise erzielen lassen. Die Getreidebestände machen bisher einen guten Eindruck, sodass in diesem Sommer gute Chancen für hohe Erträge und hohe Preise bestehen.

Natürlich kann man auch darauf spekulieren, dass die Bullen bis in das Wirtschaftsjahr 2021/22 hinein die Richtung vorgeben. Doch die Erfahrung zeigt, dass jede Bullenparty irgendwann mit einem Kater endet. Lehrreich war etwa das Jahr 2008. Nach den Überschwemmungen im Frühjahr hatte das US-Agrarministerium die US-Maisernte um 34 Mio. t auf 298 Mio. t gekappt. Am Ende wurden doch noch 312 Mio. t geerntet und die Kurse brachen im Herbst ein. Anfang Dezember 2008 wurde Mais in Chicago nur noch bei 3,30 US-$/bushel gehandelt, gegenüber der Spitze im Sommer ein Minus von fast 60 Prozent.



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