Stefanie Awater-Esper zum Verhältnis von Landwirtschaft und Verbrauchern
Die Agrarbranche ist besorgt um ihr öffentliches Ansehen. Doch statt in den Dialog zu treten, schottet sie sich allzu oft vom Verbraucher, der ja ihr Kunde ist, ab. Der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Carl-Albrecht Bartmer, kritisierte kürzlich bei den Unternehmertagen seiner Organisation, dass Städter Politik für ländliche Regionen machten. Solche Aussagen begegnen einem oft in der Agrarbranche. Provokanter formuliert könnte man das so verstehen: 'Städter haben keine Ahnung von Landwirtschaft und sollen sich daher aus der Diskussion um die Lebensmittelproduktion heraushalten'.
Auf diese Weise verunglimpft man jedoch diejenigen Kunden der Landwirtschaft, die in den Städten leben - und das sind nicht gerade wenige. Wenn die Landwirtschaft ihr Bild in der öffentlichen Wahrnehmung zurechtrücken möchte, dann sollte sie damit aufhören, den Verbraucher zu missachten. Es bringt nichts, einen Keil zwischen die ländliche und die urbane Bevölkerung zu treiben.
Es gibt für Produzenten und Unternehmer nichts Schlimmeres, als wenn sich die Kunden nicht für ihre Produkte interessieren. Die Ernährungsindustrie gibt viel Geld für Marketing und Werbung aus, damit sie für ihre Produkte Aufmerksamkeit erregen kann. Nun wollen die Verbraucher schon von sich aus wissen, wie das Schwein, dessen Schnitzel sie essen, gelebt hat, und wo und wie der Weizen, der in ihrem Brötchen steckt, angebaut wurde. Das ist eine Chance für die heimische Landwirtschaft. Sie sollte diese ergreifen und sich vorbehaltlos und ehrlich mit der Wissbegier der Menschen auseinandersetzen. Denn so lässt sich das Image der Landwirtschaft wirklich aufpolieren.
Im Übrigen kann eine intensive Auseinandersetzung mit den Wünschen der Verbraucher auch für die Diskussion um die EU-Agrarsubventionen durchaus hilfreich sein. Denn wie will die Landwirtschaft die Bevölkerung dazu animieren, sie weiterhin wohlwollend zu unterstützen, so dass langfristig ein Teil des EU-Haushaltes an die Landwirtschaft überwiesen wird?
Das geht doch nur, wenn die Öffentlichkeit hinter der Landwirtschaft steht. Um das zu erreichen, hilft es offen zu sein und die Fragen und Wünsche von Lebensmitteleinkäufern ernstzunehmen.
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