Der Betrieb von Alfred Stender und seiner Familie in Bösdorf in der Holsteinischen Schweiz war Demonstrationsbetrieb für integrierten Pflanzenschutz des Julius-Kühn-Instituts. Zudem ist der Hof Referenzbetrieb für die EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Im Jahr 2018 wurde der konventionelle Landwirt vom WWF ausgezeichnet. Der Kroghof liegt dort, wo andere Urlaub machen. Eingebettet in die hügelige Seenlandschaft der Holsteinischen Schweiz nördlich von Lübeck, gut drei Kilometer vom Großen Plöner See entfernt. Freunde alter Heimatfilme kennen die Gegend als Drehort der Immenhof-Trilogie mit Dick, Dalli und den Ponys. Ponys sucht man auf dem Kroghof der Familie Stender vergebens. Ansonsten ist die historische Hofstelle mit ziegelroten Gebäuden genau das, was man in der Landwirtschaft früher – oft leicht despektierlich – einen klassischen Gemischtwarenladen nannte. Eben ein Familienbetrieb durch und durch.
"Derzeit leben vier Generationen auf und von unserem Kroghof", erzählt Familienoberhaupt Alfred Stender, der seit fast 40 Jahren die Triebfeder des Hofes ist und in diesem Jahr seinen sechsten runden Geburtstag feiert. Wenn man dem groß gewachsenen Landwirt mit weiß-rötlich schimmerndem Vollbart zuhört, wird schnell klar, dass ihm neben der Familie ein Thema besonders am Herzen liegt: Nachhaltigkeit.
Konkret muss ein landwirtschaftlicher Betrieb nach Stenders Credo drei Kriterien erfüllen, um langfristig erfolgreich zu sein: "Er muss ökonomisch, ökologisch und sozial sein", erklärt der Landwirt. Die erste Bedingung scheint selbsterklärend, die letzten beiden leuchten erst ein, wenn man den konventionell betriebenen Kroghof und die Familie Stender näher betrachtet.
Hier leben rund 70 Milchkühe mit Nachzucht und 25 Zuchtsauen und Mastschweine, die Stender im geschlossenen System hält. Auf den Feldern rund um den Kroghof wachsen auf gut 125 ha Ackerland in langjährigen Fruchtfolgen Raps, Weizen, Hafer, Gerste, Roggen, Mais, Speisekartoffeln, Zuckerrüben und Bohnen. Auf 42 ha betreibt Stender den Futteranbau für sein Vieh.
"Wirtschaften in Kreisläufen im Einklang mit der Natur", das steht für den Landwirt im Vordergrund, seit er in den 1980er Jahren den Betrieb vom Vater übernahm. Daher habe er sich bewusst gegen die Spezialisierung entschieden, auch um sich unabhängig und sicher aufzustellen. "Ich wurde damals belächelt, mein Betrieb sei zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel", gibt Stender die ihm entgegengebrachte Kritik wieder.
Vielleicht war es gerade das, was ihn anspornte, den Kroghof, der seit 1808 in Familienbesitz ist, wirtschaftlich gut aufzustellen. Und vielleicht ist es Teil von Stenders Erfolgsrezept, dass er nicht immer genau das gemacht hat, was andere taten. Vor diesem Hintergrund erscheint es kaum verwunderlich, dass der Landwirt sich selbst als Querdenker bezeichnet. Stender pflegt zudem den ständigen Austausch mit Kollegen und Wissenschaftlern und bildet Lehrlinge aus. Er sitzt im Umweltausschuss des Landesbauernverbands, ist Vorsitzender des Bau-, Wege- und Umweltausschusses der kommunalen Gemeinde und Schöffenrichter am Sozialgericht Kiel.
Seine Frau Angelika kümmert sich um die Kälberaufzucht, Tiermeldungen und Direktvermarktung. Tochter Silja ist für die Büroarbeit zuständig und unterstützt ihren Mann Volker bei den Schweinen. Alfred Stenders Sohn Henrik kümmert sich um den Futteranbau für die Rinder und den Ackerbau. "Kleine Aufgaben übernehmen auch schon die Enkel oder noch die Ur-Oma", fügt Stender schmunzelnd hinzu. An Ideen für die Zukunft mangelt es Alfred Stender nicht. Er möchte zusammen mit seinem Schwiegersohn im kommenden Jahr seine Schweinehaltung auf 40 Zuchtsauen aufstocken.