Der Kölner Pflanzenschutzspezialist Adama führt monatlich Umfragen bei landwirtschaftlichen Praktikern durch. Im April hat das Unternehmen erstmalig auch die psychischen Belastungen für die Landwirte analysiert, die sich durch die Corona-Pandemie ergeben.
Zwar sehen 41 Prozent der 132 Landwirte, die an der Umfrage teilnahmen, keine Auswirkungen auf ihre Arbeit in den Betrieben. Doch die anderen 59 Prozent spüren durchaus direkte wirtschaftliche und soziale Folgen der Corona-Pandemie im Arbeitsprozess. Die Frage nach den Gründen ergab ein sehr differenziertes Bild.
Lohnunternehmer ersetzt Fremd-Arbeitskräfte
Der Faktor Fremdarbeit steht bei den meisten Landwirten an erster Stelle. Bei 10 Prozent der Teilnehmer macht sich der Mangel an Facharbeitskräften bemerkbar, bei 29 Prozent ist durch den einzuhaltenden Mindestabstand der Erfahrungsaustausch mit den Angestellten deutlich schwieriger geworden. Auch Arbeitsabläufe müssen komplett neu organisiert werden: Ein Betrieb hat die Fremd-Arbeitskräfte durch einen Lohnunternehmer ersetzt. Neben den Mitarbeiterbesprechungen werden die Arbeitsprozesse in Schichten aufgeteilt, die im vorgelagerten Bereich auch nachts anfallen.
Bei 19 Prozent der Teilnehmer treffen bestellte Betriebsmittel nicht oder verspätet ein. Genannt werden besonders Pflanzenschutzmittel und Saatgut. Bei den meisten sorgt das Schließen der Baumärkte für eine Unterbrechung von Bauarbeiten oder Reparaturen auf den Höfen.
Milch- und Fleischpreise fallen, Ferienwohnungen dicht
Direkte wirtschaftliche Effekte durch Niedrigpreise melden Landwirte in der Umfrage auf den Märkten für Milch und Fleisch. Zum Teil müssen Schlachtungen verschoben werden, weil der lokale Schlachter Termine nicht mehr einhalten kann. Betriebe in der Direktvermarktung spüren eine nachlassende Kundenfrequenz, Betriebe mit Ferienwohnungen haben diesen Betriebsteil schließen müssen.
Der hohe Grad an Selbstorganisation bei den Landwirten und die enge Verzahnung der verschiedenen Stufen in der Landwirtschaft helfen in dieser Situation aber, hat Adama in der Umfrage herausgefunden. „Es haben alle Verständnis und wir meistern die Situation gemeinsam“, schreibt eine Auszubildende einer Warengenossenschaft in der Umfrage. Dennoch vermissen die Außendienstmitarbeiter persönliche Kontakte vor Ort, weil es gerade in dieser Zeit wichtig wäre, die Äcker zu beurteilen.
„Mehr alleine arbeiten“
Mit dem Kontaktverbot reduzieren sich aber nicht nur die direkten Gespräche mit Mitarbeitern, sondern auch mit Nachbarn, Lieferanten und Käufern, wie Teilnehmer in der Adama-Umfrage berichten. „Mehr alleine arbeiten“, schreibt ein Landwirt auf die Frage, wie er die Pandemie erlebt. Und das heißt auch mehr alleine entscheiden. Außerdem muss auf den Höfen die Kinderbetreuung neu organisiert werden und belastet indirekt den Arbeitsablauf.
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Corona-Zeiten mit Kindern auf dem Land
Trügerisches Idyll
„Gut, dass wir wenigstens auf dem Land leben und noch ungestört mit den Kindern raus in den Garten, den Hof oder die Natur gehen können“, höre ich in diesen Tagen immer wieder. Bei privaten Telefonaten, bei der Recherche oder abends vor dem Fernseher wird gepriesen, wie schön es ist, in Corona-Zeiten zumindest noch die ländliche Idylle genießen zu können.
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