Die Top Themen: Abstimmung über GAP-Kompromiss / Saisonwechsel an den Getreidemärkten

az-Wochenstart: Was Wichtig Wird

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre! Ihre Stefanie Pionke, Chefredakteurin der agrarzeitung (az).

Foto: Privat

In der neuen Woche sind die EU-Agrarministerinnen und -minister gefragt, über den frisch ausgehandelten Kompromiss zur Reform der EU-Agrarpolitik abzustimmen. Außerdem steht der Saisonwechsel bevor: Das Getreidewirtschaftsjahr 2020/21 geht, die neue Saison 2021/22 kommt.

Abstimmung über GAP im EU-Agrarrat

Foto: IMAGO/Shotshop

Am vergangenen Freitag haben die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft, Vertreter des Europaparlaments und der EU-Kommission die Kurve doch noch gekriegt. Im zweiten Anlauf haben sich die drei Verhandlungsparteien im Trilog auf die Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) verständigt. Das hatten Beobachter erwartet, nachdem der „Jumbotrilog“ Ende Mai in einem ersten Anlauf gescheitert war. Der Druck, sich im zweiten Schritt zu einigen, war groß; die Kompromissbereitschaft nahm entsprechend zu. Ein erneutes Scheitern hätte die GAP-Reform wohl um ein weiteres Jahr verzögert; zudem wollten die wenigsten Beteiligten riskieren, dass die neue „Green Deal“-Kommission einen alternativen Vorschlag für die künftige GAP erarbeitet und darin unliebsame Reduktionsziele für Pflanzenschutz oder Dünger aus der Farm-to-Fork-Strategie festschreibt.


Nun sind die Agrarminister und -ministerinnen der EU-Mitgliedstaaten am Drücker: Auf ihrem Ratstreffen am Montag stimmen sie über den jetzt ausgehandelten GAP-Kompromiss ab – ihre Zustimmung wird erwartet.
Alles andere würde auch sehr überraschen, da sich die Mitgliedstaaten mit ihren Kompromissvorschlägen in wichtigen Punkten durchsetzen konnten. So sollen die Eco-Schemes, die neuen Agrarumweltprogramme in der 1. Säule, direkt ab 2023 einen 25-prozentigen Anteil des 1.-Säule-Budgets erhalten. Nehmen die Landwirtinnen und Landwirte die Eco-Schemes in den ersten zwei Jahren der neuen GAP-Periode, also 2023 und 2024, nicht vollständig an, aber schöpfen zumindest 20 Prozent des für die neuen „Öko-Regelungen“ vorgesehenen Budgets aus, dürfen die Mitgliedstaaten in dieser Übergangsfrist die verbleibenden, nicht abgerufenen Mittel für die Eco-Schemes der Flächenprämie oder der 2. Säule zuschlagen.

Diesen Kompromiss hatten Deutschland und Österreich auf dem informellen Agrarrat kürzlich in Lissabon vorgestellt. Zuvor waren die GAP-Verhandlungen im Trilog nämlich auch maßgeblich deshalb gescheitert, weil die Mitgliedstaaten in den ersten zwei Jahren nach der Reform zunächst nur 22 Prozent der 1.-Säule-Mittel für die Eco-Schemes reservieren wollten und nicht abgeschöpfte Mittel ohne Einschränkungen der Basisprämie zuschlagen wollten. Das fanden sowohl Europaparlament als auch Kommission zu unambitioniert in Sachen Ökologisierung und stellten sich quer.

Bei der Brache, also der nicht-produktiven landwirtschaftlichen Fläche für den Artenschutz, die Erzeuger vorhalten müssen, um überhaupt Direktzahlungen zu erhalten, steht der Kompromiss nun bei 4 Prozent der gesamten Ackerfläche eines Betriebes.

Segnen die Agrarminister die Einigung auf die GAP-Reform nun zu Beginn der Woche ab, muss das Plenum des Europaparlaments im November seine Zustimmung geben, womit Beobachter allerdings rechnen.

Neues Getreidewirtschaftsjahr startet

Foto: IMAGO/ Martin Wagner

Am Mittwoch, den 1. Juli, beginnt das neue Getreidewirtschaftsjahr 2021/22. Doch gedroschen wird dann allenfalls Gerste in den Frühdruschgebieten – ansonsten hat die nasskalte Witterung im späten Frühjahr die Vegetation verzögert und den Ernteauftakt vielerorts nach hinten verschoben. Passend dazu, verschiebt der Deutsche Bauernverband (DBV) seine Pressekonferenz zum Ernteauftakt: Statt, wie ursprünglich geplant, an diesem Mittwoch, wird der DBV den Ernteauftakt doch erst eine Woche später feiern. Dennoch gibt es rund um den Saisonstart interessante Termine für Marktteilnehmer: Am Donnerstagabend stellt das US-Agrarministerium seinen neuen Bericht zu den Aussaatflächen in den Vereinigten Staaten vor. Dabei richtet sich der Fokus der Händler und Analysten darauf, ob die Maisfläche im Lichte der jüngsten Preisrally für Mais an der Chicago Board of Trade tatsächlich deutlich anziehen wird.


In Deutschland wiederum geht der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) von einer höheren Getreideernte 2021/22 als im Vorjahr aus. Der DRV beziffert die Produktionsmenge hierzulande aktuell mit knapp 44,2 (Vorjahr: 43,3) Mio. t. Auch bei Weizen soll die Ernte größer ausfallen: Erzeuger werden voraussichtlich 22,7 Mio. t Winterweizen einfahren, nach 21,7 Mio. t in der zu Ende gehenden Saison 2020/21.

So oder so wird der Übergang von der alten in die neue Ernte in diesem Jahr eine spannende Sache: Denn viel Ware aus dem Vorjahr ist dem Vernehmen nach nicht mehr vorhanden.

 




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GAP Getreidemarkt
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