Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre! Ihre Stefanie Pionke, Chefredakteurin der agrarzeitung (az).
In dieser Woche tritt der Poker um die Reform der EU-Agrarpolitik in die nächste Phase. EU-Agrarministerrat, Europaparlament und Kommission streiten nun im Format des „Trilog“ über die grüne Architektur. Die Baywa legt Zahlen für das 3. Quartal 2020 vor. Und aus den USA gibt es nicht nur Wahlergebnisse, sondern auch Marktzahlen mit dem November-Wasde.
Neue Runde im GAP-Poker
Am Dienstag treten die Verhandlungen um die Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) mit dem Auftakt der Trilog-Gespräche zwischen EU-Agrarrat, Europaparlament und EU-Kommission in eine neue Phase. Nachdem sich Rat und Parlament auf eine gemeinsame Position zu dem Reformvorschlag mit dem Parlament verständigt haben, gilt es nun, die Standpunkte der drei Institutionen miteinander zu versöhnen. Ob das erste Trilog-Gespräch virtuell oder in Präsenz stattfinden wird, darüber kursierten aufgrund der aktuellen Corona-Lage zunächst unterschiedliche Angaben. Zwar hatte Bundesministerin Julia Klöckner verlauten lassen, die Abstimmungen lieber von Angesicht zu Angesicht und somit in Präsenz vorzunehmen. Auf ihrem Terminkalender für die kommende Woche war der Trilog dann aber als „virtueller“ Programmpunkt eingetragen.
So oder so gilt es während des Trilogs, die gröbsten Kontroversen zu glätten. Der Berichterstatter im Europaparlament Peter Jahr (CDU) möchte möglichst schon auf der ersten Sitzung die großen Streitpunkte zumindest benennen. Dazu gehört vor allem die „grüne Architektur“, also der Rahmen für die Agrarumweltpolitik. Die EU-Mitgliedstaaten und die Abgeordneten müssen sich über die Bedeutung der „Eco-Schemes“ (Öko-Regelungen) und über die umweltpolitischen Grundanforderungen an die Direktzahlungen (Konditionalität) verständigen. Es besteht der Wunsch, zumindest Eckpunkte für die „grüne Architektur“ noch unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft und vor dem Jahresende festzulegen. Damit hätte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) dann ein weiteres ihrer selbstgesteckten Ziele für die EU-Ratspräsidentschaft erreicht. Den Etappensieg, die gemeinsame Position zur Reform im Rat, hat sie ja bereits eingefahren.
Ein erster Konfliktpunkt zwischen Parlament und Rat ist die Höhe der Mittel aus der 1. Säule der GAP, die künftig für die Eco-Schemes reserviert werden sollen. Der Rat hat sich hier nach zähem Ringen auf 20 Prozent nach zweijähriger Übungsphase verständigt; die Parlamentarier wollen 30 Prozent. Die EU-Kommission unter Präsidentin von der Leyen schreibt bekanntlich in ihrem Green Deal Klima- und Umweltschutz groß. Bleibt abzuwarten, wie viel Verwässerung der Umweltauflagen sie den Ministern und vor allem konservativen Parlamentariern durchgehen lassen.
Baywa präsentiert Dreivierteljahresbilanz
Wenn der größte und gleichzeitig auch schillerndste der deutschen Agrarhändler seine Bilanzen präsentiert, ist ihm die Aufmerksamkeit der Branche sicher. Am Donnerstag ist es so weit: Die Baywa in München stellt die Zahlen für das 3. Quartal 2020 vor. Wie hübsch das Zahlenwerk ausfällt, dürfte wie gewöhnlich auch davon abhängen, bei wie vielen ihrer Projekte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien die Baywa bereits Kasse machen konnte. Bei den Halbjahreszahlen hatte Konzernchef Klaus Josef Lutz die Investoren bereits darauf eingeschworen, dass die Geschäfte der Baywa im zweiten Halbjahr noch einmal an Fahrt aufnehmen dürften. Die erneuten Verschärfungen in der Corona-Politik dürften sich jetzt noch nicht in den Baywa-Zahlen bemerkbar machen, gleichwohl ist interessant, inwieweit die Münchner durch steigende Fallzahlen und regionale Beschränkungen des öffentlichen Lebens weltweit Effekte in ihren globalen Wertschöpfungsketten spüren.
Baywa kontra Kartellamt
Bußgeld vor Gericht
Marktdaten aus Übersee
Das US-Agrarministerium USDA wird am Dienstag seinen internationalen Marktbericht „Wasde“ für November veröffentlichen. Interessant wird dabei sein, welche neuen Verschiebungen die USDA-Analysten bei den Mais- und Sojabohnenernten in den Vereinigten Staaten vornehmen werden, die sich dem Ende nähern. Auch in den Soja- und Maisprognosen für Argentinien und Brasilien steckt noch Spannung. Am Sojamarkt ist zudem fraglich, inwieweit sich die zuletzt wieder lebhaftere Nachfrage nach US-Bohnen aus China in den Wasde-Bilanzen wiederfinden wird. Das USDA war zudem zuletzt eher am optimistischeren Ende der Schätzungen für die russische Weizenernte; auch hier dürfte Marktteilnehmer interessieren, inwieweit diese Tendenz erhalten bleibt.
Die US-Präsidentschaftswahl hat übrigens keine Auswirkungen auf die Wasde-Zahlen. Bis auf behördlicher Ebene der Team-Wechsel vollzogen ist, gehen noch einige Wochen ins Land. Gleiches dürfte für die Rechtsstreitigkeiten gelten, die sich abzeichnen, da der noch amtierende Präsident Donald Trump seine Niederlage gegen Herausforderer Joe Biden bekanntlich nicht einräumen möchte.