Bei vielen Schweinehaltern herrscht noch Erleichterung darüber, dass beim Thema Ferkelkastration zwei Jahre gewonnen wurden. Bis zum 31. Dezember 2020 dürfen Ferkel noch wie bisher kastriert werden, anschließend ist eine Schmerzausschaltung notwendig. Viele Branchenvertreter kämpfen noch immer dafür, dass bis zum Ende der Frist der „Vierte Weg“ - die Kastration mit lokaler Betäubung - als weitere Möglichkeit gestattet werden könnte.
"Wir haben zuviel kaputtgeredet"
Diese Hoffnung wird von der Spitze der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) nicht geteilt. Sie setzt nur noch Narkose, Impfung und Ebermast, „Wir haben nichts anderes“, stellte der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes bei der Mitgliederversammlung der Organisation am Montag in Münster fest. Kritik an den einzelnen Verfahren aus den Reihen der Mitglieder teilte Dierkes zwar, warnte aber zugleich davor, diese Möglichkeiten in Frage zu stellen. „Wir haben viel zu viel kaputtgeredet“, stellte der ISN-Vorsitzende selbstkritisch fest. Zwar könne man an allen drei zulässigen Alternativen etwas Negatives finden, klar sei aber auch, dass der Vierte Weg kurzfristig keine Chance auf Zulassung hat. Dierkes verwies darauf, dass für die derzeit laufenden Studien zur lokalen Betäubung erst nach 2020 Ergebnisse vorgelegt werden.
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Unterstützung erhielt der ISN-Vorsitzende von der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU). Es sei schwierig genug gewesen, die zweijährige Fristverlängerung durchzusetzen, sagte die CDU-Politikerin in der Fragerunde nach ihrer Rede. Für eine Änderung des Tierschutzgesetztes, das eine Schmerzausschaltung bei der Kastration fordert, gebe es keine politischen Mehrheiten. Dies wäre aber die Voraussetzung dafür, die lokale Betäubung bei der Kastration zuzulassen. Alle Beteiligten müssten nun beraten, wie eine Lösung für die Betriebe aussehen kann, forderte Heinen-Esser.
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