"Die pauschale Bewertung, dass Pflanzen aus neuen Züchtungsmethoden gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sind, halte ich fachlich für falsch", sagte Dr. Carl-Stephan Schäfer, am Donnerstag in Berlin. Auf einer Informationsveranstaltung der Verbändeallianz "Grain Club" betonte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP), dass ein entsprechendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Juli 2018 in der Praxis der Pflanzenzucht nicht umsetzbar sei. Der BDP fordert daher eine Anpassung der Gesetzgebung, die wissenschaftlichen Erkenntnissen und neuesten Entwicklungen in der Pflanzenzucht Rechnung trage.
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„Wir fordern ein neues Regelwerk“
Der Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter (BDP), Dr. Carl-Stephan Schäfer, fordert ein Regelwerk zum Umgang mit Pflanzen aus Genome-Editing-Verfahren. Diese sollten, sofern sie keine artfremde DNA enthalten, nicht unter die geltende Definition für einen gentechnisch veränderten Organismus fallen.
Der Grain Club verweist darauf, dass Deutschland und die Europäische Union jedes Jahr große Mengen Getreide, Soja und proteinhaltiger Futtwermittel importieren würden. In vielen Erzeugerländern außerhalb der EU seien die neuen Züchtungsmethoden jedoch bereits Alltag. Derart erzeugte Produkte lassen sich von "natürlichen" Mutationen jedoch nicht unterscheiden und müssen häufig auch nicht gekennzeichnet werden, so die Verbändeallianz. Für Einfuhren in die EU gelte allerdings eine Kennzeichnungspflicht. Die Rückverfolgbarkeit und gerichtsfeste Nachweisverfahren würden derzeit nicht existieren. Das EuGH-Urteil berge daher enorme Risiken für Importe und Marktteilnehmer, so der Grain Club. Werde politisch nicht gegengesteuert, bestehe die Gefahr, dass sich Europa über kurz oder lang von den Agrarmärkten der Welt abkoppele, äußerte der Leiter Agrarmarktanalyse der Rabobank, Stefan Vogel.
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