Silvia Breher

Bauerntochter mit Ambitionen

CDU-Präsidiumsmitglied Silvia Breher positioniert sich als Streiterin für die Landwirte.
Foto: Phil Dera
CDU-Präsidiumsmitglied Silvia Breher positioniert sich als Streiterin für die Landwirte.

Freundlich lächelnd empfängt die neue CDU-Vizechefin Silvia Breher in ihrem übersichtlichen Berliner Büro. Die 46-Jährige, die erst vor rund zwei Jahren mit 57,7 Prozent der Erststimmen das bundesweit beste Ergebnis aller Abgeordneten erzielte, erzählt verständnisvoll von den Sorgen und Nöten der Landwirte.

Verantwortlich für den niedersächsischen Wahlkreis Cloppenburg-Vechta, weiß die Politikerin, die zuvor viele Jahre als Juristin für den Bauernverband Landvolk tätig war, wovon sie spricht. "Wir haben die Deutungshoheit darüber, was Landwirtschaft bedeutet, vernachlässigt."

Heute erzählten diejenigen, die Werbung in Form von "lila Kühen", und diejenigen, die schlechte Bilder beispielsweise in Ställen produzierten, den Verbrauchern ein entweder trügerisches oder einseitiges Bild von der Landwirtschaft, verteidigt die Politikerin ihre Schützlinge. Mit der Forderung nach einer eigenen Marketing-Kampagne für Landwirte steht Breher dicht an der Seite von Landwirtschaftsministerin Klöckner, die dies ebenfalls zu den Bauernprotesten vorgeschlagen hatte.

Aufgewachsen auf einem kleinen Hof, einer Vollerwerbslandwirtschaft mit Rindern und Schweinen, studierte die Niedersächsin nach dem Abitur in Osnabrück Jura, arbeitete elf Jahre in ihrer eigenen Kanzlei als Rechtsanwältin und übernahm 2011 die Geschäftsführung beim Landvolk in Cloppenburg.

Bereits nach zwei Jahren in Berlin sitzt sie nun als eine der fünf stellvertretenden Parteivorsitzenden neben Julia Klöckner im Präsidium der CDU. Eine steile Karriere. Ihr sei es wichtig, klarzustellen, dass sie Klöckners Pläne für ein freiwilliges Tierwohllabel unterstütze. "Das ist ein guter Schritt, kann aber nur der Anfang sein. Wir sollten es mit einer nationalen Herkunftskennzeichnung verknüpfen, bis wir es geschafft haben, eine europäische Tierwohlkennzeichnung durchzusetzen", meint Breher.

Die Diskussion um importiertes Rindfleisch im Rahmen des umstrittenen Handelsabkommens mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur wäre niemals so groß geworden, wenn "die Standards in Deutschland nicht ständig angehoben würden und landwirtschaftliche Produkte aus dem Ausland einen freien Marktzugang bekommen sollen, obwohl sie unsere Standards nicht erfüllen", ist die Landwirtstochter überzeugt. "Warum sollten Landwirte damit einverstanden sein, zunehmend mit Produkten konkurrieren zu müssen, mit denen sie nicht konkurrieren können?", stellt Breher als Frage in den Raum. Und das, "weil in der Breite bei der Bereitschaft für die Weitergabe der Kosten der hohen Standards noch Luft nach oben ist".

Der Lebensmitteleinzelhandel müsse nun stärker in die Pflicht genommen werden. Es könne nicht angehen, dass die Preise für Schweinefleisch in der Ladentheke kaum den Bewegungen des Marktes folgen würden, legt Breher ihren Standpunkt dar.

Landwirtschaft geht alle an

Grundsätzlich fehle es Landwirten an Anerkennung. "Sie werden für alles verantwortlich gemacht und müssen sich ständig rechtfertigen – egal, ob es um die Klimapolitik, den Umweltschutz oder das Tierwohl geht", betont die Juristin, die Mitglied im Agrarausschuss des Bundestages ist. Einmal, während eine Schulklasse bei ihr zu Besuch gewesen sei, hätten alle regelrecht genervt reagiert, als ein Schüler eine landwirtschaftliche Frage stellte. Das hat Breher niemandem durchgehen lassen. "Ich habe nach und nach abgefragt, wie viele mit der Landwirtschaft zu tun haben." Am Ende waren das alle, weil "ich gefragt habe, wer täglich Lebensmittel isst".

"Landwirtschaft geht alle an", sagt Breher. Passend dazu fordert sie, Entscheidungen "im Dialog mit dem Berufsstand" zu fällen und darüber hinaus bei Themen wie Insekten- und Naturschutz genauso Lichtverschmutzung und Versiegelung als Probleme zu thematisieren. So soll den Landwirten das Gefühl, fair behandelt zu werden, zurückgegeben werden.

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