Leiter kleinerer Betriebe betrachten Roboter, Drohnen und Sensorensysteme oft skeptisch. Dabei sind die technischen Helfer schon bei wenigen Hektaren rentabel.
Drohnen und Roboter, aber auch Sensorsysteme spielen in der aktuellen Debatte über landwirtschaftliche Investitionsgüter eher eine untergeordnete Rolle. Diese Technologien gelten gerade für Inhaber kleinerer Betriebe als sehr kapitalintensiv. Wirtschaftlichkeitsberechnungen zeigen jedoch, dass dies ein Trugschluss ist. Denn die modernen Systeme sind durch hohe Einsparpotenziale an Arbeit, Kapital und Zeit auch schon für kleine landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich relevant. Doch nehmen Erzeuger den direkten Mehrwert und die damit verknüpften Einsparpotenziale häufig als unzureichend wahr. Diese Skepsis führt dazu, dass Drohnen, Roboter und Sensorsysteme die Hoftore des Landwirts oftmals nicht erreichen und als Science-Fiction abgetan werden.
Kleinere Betriebe stehen nämlich im Bereich Technik oftmals vor Investitionsentscheidungen, die für einen überdurchschnittlich langen Zeitraum getroffen werden müssen. Betriebsleiter setzen daher häufig auf „altbewährte“ Systeme und lassen neue Technologien aufgrund der großen Unsicherheit und höheren Anschaffungskosten außer Acht. Der Eindruck überwiegt, dass Roboter, Drohnen oder Sensorensysteme ihre Einsparpotenziale nur auf großen Betrieben entfalten und nur dort rentabel zu nutzen sind.
Fakt ist aber, dass diese modernen Technologien auf fast jedem landwirtschaftlichen Betrieb Einsparungen im Bereich der Betriebsmittel und der Arbeitskraft erzielen können. Die Höhe dieser Einsparungen kann jedoch nicht pauschal beziffert werden, da sie von einer Vielzahl externer Faktoren beeinflusst wird. Grundsätzlich ist das mögliche Einsparpotenzial von der aktuellen Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Landmaschinen auf dem Betrieb abhängig. Außerdem spielen externe Effekte wie zum Beispiel Klima und Bodenbeschaffenheit eine zentrale Rolle bei der notwendigen Ausbringmenge von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Digitalisierung
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Zahlreiche wissenschaftliche Studien und praktische Feldversuche in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass durch den Einsatz von Drohnen Einsparpotenziale in Höhe von durchschnittlich 5 bis 20 Prozent bei Pflanzenschutz- und Düngemitteln möglich sind. Durch den Einsatz von autonomen Robotern, sowohl im Stall als auch auf dem Acker, sind im Mittel schätzungsweise Arbeitszeitersparnisse von 50 bis 80 Prozent möglich, da die Systeme völlig autark arbeiten und der Landwirt in dieser Zeit anderen Tätigkeiten nachgehen kann. Dadurch kann eine Arbeitsumverteilung und Entzerrung von einzelnen Tätigkeiten wie zum Beispiel Ernte versus Melken erfolgen. Beim Einsatz von Robotern ist die Wirtschaftlichkeit dabei unter anderem stark abhängig von den Arbeitskraftstunden pro Hektar: Bei arbeitsintensiven Kulturen – vor allem bei Sonderkulturen wie Obst und Gemüse – ist hier ein enormes Einsparpotenzial gegeben.
Sensorsysteme gewinnen derweil in vielen Bereichen von landwirtschaftlichen Betrieben zunehmend an Bedeutung. Neben der Überwachung von Silofüllständen oder der Milchqualität spielen Sensoren vor allem in den Ställen eine wichtige Rolle. Dort steht maßgeblich die Überwachung des Tierbestandes mit Blick auf Gesundheitsparameter und die Steuerung von Stalleinrichtungen im Fokus, sodass dort Einsparungen von schätzungsweise 50 bis 80 Prozent an Arbeitszeit erzielt werden können.
Gleichzeitig sind die Anschaffungspreise von Drohnen, Robotern und Sensorsystemen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. So haben sich die Preise für gewisse Systeme infolge des technischen Fortschritts in den letzten drei Jahren um 25 Prozent bis 50 Prozent reduziert. Eine Drohne im mittleren Preissegment etwa kostet in der Anschaffung derzeit durchschnittlich 7 000 € und verursacht laufende Kosten pro Jahr von rund 750 €. Berechnungen von AFC Management Consulting zeigen, dass die jährlichen Kosten des Drohneneinsatzes bei einer Einsparung von 20 Prozent an Betriebsmitteln bereits ab einer Betriebsgröße von 31 ha gedeckt sind.
Teurer werden schon Roboter, wie sie etwa in der Aussaat Anwendung finden. Einem durchschnittlichen Anschaffungspreis von 150 000 € und laufenden Kosten pro Jahr von knapp 10 000 € stehen Einsparpotenziale bei Lohnkosten von 150 bis 240 € pro Jahr und Hektar gegenüber. Bei einem 65-ha-Betrieb würde sich der Einsatz von Robotern laut den Berechnungen von AFC bereits lohnen, wenn 50 Prozent der Arbeitskraft dabei eingespart würden. Dabei liegt die Annahme von 15 Arbeitskraftstunden pro Hektar und Jahr zugrunde. Sensorensysteme, die etwa bei der Überwachung der Gesundheit von Milchkühen Einsatz finden, können bei Anschaffungskosten von im Schnitt 7 500 € bereits Lohnkosten von bis zu knapp 6 000 € jährlich einsparen.
Kurzum: Der Einsatz moderner Technologien auf dem Acker und im Stall lohnt sich bereits ab kleinen Betriebsgrößen. Es ist zudem davon auszugehen, dass die Preise für Roboter, Drohnen und Sensorsysteme in den kommenden Jahren weiter fallen werden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass unter anderem die Komponentenkosten sinken und sich Anpassungs- und Skalierungseffekte infolge des technischen Fortschritts einstellen. Außerdem dürfte der Wettbewerbsdruck, bedingt durch eine steigende Anzahl von Technologieanbietern, beschleunigt werden. Dies wird aller Voraussicht nach dazu führen, dass sich vor allem die aktuell noch sehr hochpreisigen Robotersysteme in Zukunft noch besser rechnen.
Doch nicht nur der wirtschaftliche Aspekt spricht für eine zunehmende Anwendung von Drohnen, Robotern und Co, sondern insbesondere eine Vielzahl an zusätzlichen Vorteilen wie zum Beispiel Arbeitsentlastung für den Landwirt sowie das Generieren von Daten zur Förderung von Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. Darüber hinaus kann durch den Einsatz von Precision Farming eine Vielzahl an ökologischen Vorteilen hinsichtlich der Bodengesundheit erzielt werden.
Damit sich diese Vorteile auch realisieren lassen, müssen zukünftig auf regulatorischer Seite schnellstmöglich zentrale Fragestellungen hinsichtlich der Nutzung autonomer Systeme wie Roboter und Drohnen geklärt werden. So ist derzeit die Haftungsfrage bei autonomen Systemen nicht geklärt, da diese vor dem Gesetz keine Personen darstellen. Juristisch ist noch keine Antwort auf die Frage gefunden worden, wer haftet, falls eine Drohne oder ein Roboter einen Schaden verursacht. Daher dürfen beispielsweise Drohnen nur in Sichtweise zum Drohnenpilot fliegen, wodurch Einsparpotenziale bei der Arbeitskraft nicht gehoben werden können.