Kolumne: Innovation meets Transfer

In Humboldts Fußstapfen

Dominik Ewald in Ecuador
Quelle: Privat
Dominik Ewald in Ecuador
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Dominik Ewald berichtet regelmäßig zu verschiedenen Querschnittsthemen rund um Food-Innovationen und wie sie den Transfer in den Markt schaffen können. Unser Autor besucht dazu verschiedene Orte und Menschen. Teil 1: Bericht aus Ecuador.

Dem Himmel ganz nah. Nichts könnte besser eine Kolumne über Innovation einleiten als eine Geschichte über Humboldt und Ecuador. 1802 versuchte Alexander von Humboldt den Chimborazo, den höchsten Vulkan Ecuadors zu besteigen. Ihm bluteten die Hände, als er sich die Hänge des Chimborazo hinaufkämpfte.

Durch seine Reise wurde der Chimborazo in Europa zum Mythos und der Geograph, Naturforscher und Entdecker setzte damit die Grundpfeiler für die wissenschaftliche Erforschung Ecuadors. Dabei verliebte er sich in das einzigartige Land mit beeindruckender Natur, voller Kultur und Geschichten, die in allen Winkeln wieder und wieder erzählt werden. Diese spezielle Geschichte erzählt aber auch von einem Spirit, der Humboldt, einer der Aufklärer Berlins, in Ecuador beseelt hatte. Der Reiz des Neuen, sich selbst fortzubilden, die Freiheit im eigenen Tun zu erreichen und neue Reisen aufzunehmen.

Diesen Herbst reiste ich für eine Konferenz im Rahmen des Vortragsprogrammes der Bundesregierung, organisiert von der IfA (Institut für Auslandsbeziehungen) in Zusammenarbeit mit der Botschaft Ecuadors und der AHK Ecuador, nach Quito. Während meiner Zeit dort war ich mit der deutschen Botschaft im ganzen Land unterwegs (https://www.instagram.com/reel/CkLwJIGgKYX/?igshid=MDJmNzVkMjY=). Ich durfte unter anderem Versuchsflächen der Universidad de las Americas (UDLA) in Nono besichtigen (siehe https://www.instagram.com/p/CkMSmI4vviJ/?igshid=MDJmNzVkMjY%3D) und habe auf dem Campus vor Studierenden einen Vortrag über die Vielfalt an Technologien für den Agrar-Bereich am Fraunhofer Institut, sowie über Smart Farming und biogene Wertschöpfungsketten gehalten. 

Zurück in Quito, im Rahmen des Innovation and Productivity Forum Quito, gab es eine inspirierende Paneldiskussion zum Thema „Intervention in Food and Agriculture 4.0“ gemeinsam mit Akteuren der ecuadorianischen Industrie. An meinen letzten Tagen im Land hatte ich die Gelegenheit, zusammen mit dem Cuenca Centro Office, kleinbäuerliche Produktionsstätten und urbane Landwirtschaftsbetriebe in Cuenca zu besuchen. Zu jedem Zeitpunkt meines Aufenthalts hatte ich das Gefühl, dass der Spirit, der einst Humboldt beseelte, in Ecuador noch allgegenwärtig ist. Etwa in der Liebe zur Natur.

Die Natur ist in Ecuadors eigenständiges Subjekt

Die Natur ist in der Verfassung Ecuadors als eigenständiges Subjekt mit eigenen Rechten definiert. Dies ist wohl auch ein Grund dafür, dass Nachhaltigkeit in Ecuador in einigen Bereichen stark ausgeprägt ist. So produziert das Land etwa 90 Prozent seines Energiebedarfs aus Wasserkraft. Mit dem projektierten Wasserkraftwerk "Santiago", im Amazonasgebiet des Landes, wird eine installierte Leistung von 2.400 Megawatt (MW) zusätzlich produzieren. Damit wird Ecuador in naher Zukunft einen Energieüberschuss haben. 

Zwar gibt es in diesem Bereich eine hohe Abhängigkeit von China, als Geldgeber, Planer und Erbauer der Energieanlagen, dies öffnet jedoch auch Türen für neue Wirtschaftsfelder. So wird bereits jetzt zusammen mit deutschen Diskutanten -  zum runden Tisch geladen und überlegt, wie eine Wasserstoffproduktion und -versorgung aufgebaut werden kann. Siehe Link: https://ecuador.ahk.de/infothek/news/news-details/camara-ecuatoriano-alemana-alista-actividades-para-segundo-semestre-del-ano-1-1

Zudem gibt es umfassende und im regionalen Vergleich fortschrittliche, nationale Programme wie „Socio Bosque“, das Anreizzahlungen für die lokale Bevölkerung vorsieht, wenn diese zum Waldschutz beiträgt und die Universitäten und staatlichen Organisationen des Landes betreiben eigene Forschungsanstalten, um möglichst nachhaltige Landwirtschaft betreiben zu können.

Viele holistische Ansätze in der Landwirtschaft 

Im Rahmen des Agriculture-Innovation Programs der UDLA, die das Innovation and Productivity Forum Quito zusammen mit der Botschaft Deutschlands, der Schweiz und der AHK organisierte – sind wir auf einige dieser Initiativen eingegangen. Dabei trafen wir auf viele verschiedene Ansätze, ein holistisches Konzept der Landwirtschaft aufzubauen, darunter auch neue Ideen für Biodüngern und -pestizide. Vor allem ging es aber auch darum, einen schnelleren Transfer von Forschung in die Praxis zu gewährleisten und neue Unternehmungen auf den Weg zu bringen.

Besonders beeindruckt dabei hat mich die allgegenwärtige Begeisterung und Lust, sich in diesem Themenfeld zu vernetzen und gemeinsam etwas zu erreichen. Dabei faszinierte mich der Ideenreichtum und der Gedanke, die Natur als Akteur mit ins Konzept der Bewirtschaftung und Anbausicherheit einzubauen.

Partner für nachhaltige produzierte Lebensmittel

Hier stellt sich mir die Frage, ob wir nur den Diskussionskreis stellen, oder ob wir auch diejenigen sind, die wie einst Humboldt, mit anpacken, um den Chimborazo zu besteigen. Vor allem die jüngere Generation, nicht nur in Ecuador, sondern auch in anderen südamerikanischen Ländern fordert eine Entwicklung mit Beteilung auf Augenhöhe. Wir müssen uns bewusstwerden, dass die Ideale wie von Humboldt gelebt, hier im Wettbewerb mit anderen Modellen stehen, die vor allem bei jungen Menschen großes Interesse erfahren. Neben dem wissenschaftlichen Austausch, könnten hier vor allem auch wertvolle Partner für nachhaltig produzierte Lebensmittel gewonnen werden, die das Nachhaltigkeits-Gebot bereits verinnerlicht haben. Mit der Hilfe zum Aufbau neuer Geschäftsfelder wie beispielsweise für nachhaltig produzierte Lebensmittel, das Aufbauen neuer digitaler Plattformen oder für Brückenköpfe, um die Versorgung mit Wasserstoff zu gewährleisten, gibt es viele Möglichkeiten, eine Win-Win Situation zu schaffen.


Das Programm und weitere Informationen zu der Reise können Sie hier herunterladen




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