Ob es um die Auswirkungen des Angriffskriegs in der Ukraine, das Lieferkettengesetz oder Resilienz geht: Hanni Rützler, Fabio Ziemßen, Dr. Simone K. Frey, Prof. Carolyn Hutter und Kolleg:innen identifizieren beim ersten diesjährigen Beiratstreffen der "new FOOD economy" die relevantesten Entwicklungen für den Lebensmittelmarkt.
„2022 stand klar im Zeichen des Angriffskriegs auf die Ukraine. Nach Corona kam Ende Februar der Angriff und kurze Zeit später die Schockstarre der Branchen“, weiß Fabio Ziemßen, Partner der ZINTINUS GmbH und Vorstand BALPro e. V. Dass der Ukrainekrieg nachhaltige Veränderungen am Lebensmittelmarkt bewirkt hat und weitere Folgen für das Transformationsgeschehen bereithält, darüber waren sich die Mitglieder des Beirats einig.
Das Lieferkettengesetz wird 2023 für einen veränderten Blick auf die Nachhaltigkeitstransformation der Lebensmittelindustrie sorgen. Denn hier werden Bereiche von Unternehmen ins Auge gefasst, die vorher in Fragen der Transparenz nicht unbedingt angegangen wurden. Dabei ist noch gar nicht klar, welche Konsequenzen auf Unternehmen zukommen, die das Gesetz brechen. „Unternehmen müssen investieren. Große Konzerne beschäftigen sich intensiv damit, wie sie damit umgehen“, verrät Hutter.
„Das neue Normal ist hochgradig komplex. Dieser Komplexität kann man nur mit komplexen Antworten begegnen“, erklärt die führende Foodtrend-Forscherin Europas und Gründerin des futurefoodstudio Hanni Rützler. Dabei dürfen Trends, die den Wandel des Lebensmittelmarktes antreiben nicht zu produktspezifisch sein, sondern holistischer betrachtet werden. Wo sonst schnelle Lösungen gefordert werden, muss ein Schritt zurückgetreten werden, um die gesamte Werschöpfungskette zu betrachten und auch Aspekte einbeziehen, die beispielsweise soziale Faktoren betreffen. „Wir können durch den Fokus auf Effizienz nicht weiterkommen, Resilience braucht mehr Spielraum“, führt die Expertin aus.
In diesem Jahr wird es laut den Experten vor allem darum gehen, die Systemlandschaft zu festigen und nicht mit wieder neuen Ansätzen umzukrempeln. Dabei wird die Infrastruktur rund um die Innovationen auf- und ausgebaut. Supporting Technologies – Technologien, die helfen, die eigentlichen Innovationen auf den Weg zu bringen – würden zudem mehr in den Fokus rücken. Auch hier geht es somit darum, kurz inne zu halten und Prozesse zu entschleunigen, um eine gesunde technologische und infrastrukturelle Basis zu schaffen.
Warum das Jahr 2023 für Christian Schnücke, Gesamtverlagsleiter Agrar-, Back- und Fleischmedien bei der dfv Mediengruppe unter dem Titel „Raus aus der Bubble“ zusammengefasst werden kann und welche weiteren Faktoren innerhalb der drei Dimensionen im nächsten Jahr für die Entwicklung des Lebensmittelmarktes ausschlaggebend sein werden, lesen Sie im März in der nächsten Ausgabe NEWMEAT. Mehr erfahren